Berlin (Reuters) - Rückschlag für die kriselnde Baubranche: Nach zuvor zwei Anstiegen in Folge hat sie im April wieder weniger Aufträge an Land gezogen.

Sie sanken im Bauhauptgewerbe inflationsbereinigt (real) um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im März hatte es noch ein Plus von 3,1 Prozent gegeben, im Februar von 2,7 Prozent.

Im Hochbau gab es ein Minus von 4,0 Prozent, wobei der Wohnungsbau allein 2,3 Prozent weniger Bestellungen erhielt. Der Auftragseingang im Tiefbau - zu dem der staatlich geprägte Straßenbau gehört - wuchs dagegen um 0,9 Prozent. "Angesichts der wegen Geldmangels teilweise schon erfolgten Aufhebungen von Ausschreibungen sowie der Streckung des Bauprogramms und der Etatkürzungen bei der Autobahn GmbH wird die ausgleichende Wirkung des Tiefbaus aber bald der Vergangenheit angehören", warnte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller.

Eine rasche Besserung bei der Auftragslage ist nicht in Sicht: Im Juni bewerteten die Unternehmen im Bauhauptgewerbe einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge ihre Geschäftslage schlechter. "Auftragsmangel bleibt ein zentrales Problem", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die erste Zinssenkung der Europäische Zentralbank (EZB), die ihren Leitzins im Juni von 4,50 auf 4,25 Prozent zurücknahm, hat der Branche bislang noch nicht geholfen. Da die Inflation in der Euro-Zone zuletzt wieder gestiegen ist, lagen die Bauzinsen höher als zu Jahresbeginn. Wegen der hohen Bau- und Zinskosten werden viele Projekte für potenzielle Bauherren zu teuer. Das ist zunehmend ein soziales Problem, da bezahlbarer Wohnraum vor allem in den Städten nach Prognose von Experten auf Jahre hinaus Mangelware bleiben dürfte. Das einstige Ziel der Bundesregierung, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen fertigzustellen, liegt in weiter Ferne.

Von Januar bis April wuchs der Umsatz im Bauhauptgewerbe um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Inflationsbereinigt reichte es allerdings nur zu einer Stagnation (0,0 Prozent).

(Bericht von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)