Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Deutschland steuert nun wohl doch auf eine milde Rezession zu: Die bisher für das vierte Quartal veröffentlichten Daten lassen erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal erneut sinken wird, womit nach dem BIP-Rückgang im dritten Quartal um 0,1 Prozent die "technischen Anforderungen" an eine Rezession erfüllt wären. Eine wirkliche Rezession zeichnet sich jedoch weiterhin nicht ab, da der Arbeitsmarkt stabil ist und der Privatkonsum die Wirtschaft stützen dürfte.

An dem ernüchternden Befund einer "technischen Rezession" würde auch der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex im Dezember auf 87,7 (November: 87,3) Punkte nichts ändern, den die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte prognostizieren - wenn der Anstieg denn überhaupt kommt. Denn angesichts der gerade veröffentlichten schwachen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage für Dezember besteht ein gewisses Risiko, dass auch der Ifo-Index nach unten überrascht.


   Zinssenkungshoffnungen könnten Ifo-Geschäftsklima gestützt haben 

Andererseits: Die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) mögen vor der jüngsten EZB-Ratssitzung größer gewesen sein als danach, was auch die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland gestützt hatte. Das Ifo-Institut veröffentlicht die Daten am Montag (10.00 Uhr).

An deutschen Konjunkturdaten kommen vor Weihnachten außerdem die zum Auftragsbestand (Dienstag, 8.00 Uhr). Bisher haben sich die Aufträge als weitgehend "wertstabil" erwiesen, es gibt kaum Stornierungen. Am Mittwoch (8.00 Uhr) kommen sowohl die Ergebnisse der GfK-Konsumklimaumfrage für Januar als auch die Erzeugerpreise für November. Ebenfalls am Mittwoch (16.00 Uhr) gibt es die Veröffentlichung des Euroraum-Verbrauchervertrauens für Dezember.


   PCE-Inflation in den USA geht im November leicht zurück 

Auch nach dem überraschend "dovishen" Auftritt der US-Notenbank liegt das Augenmerk der Analysten auf Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten. Neben den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe (Donnerstag, 15.30 Uhr) kommt am Freitag (14.30 Uhr) der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator) für November. Laut Factset-Konsens rechnen Volkswirte mit einem monatlichen Anstieg von 0,1 Prozent, wodurch die Jahresteuerung auf 2,9 (Oktober: 3,0) Prozent zurückgehen würde. Für den Kern-PCE-Deflator werden Raten von 0,2 und 3,4 (3,5) Prozent prognostiziert.


   Bank of Japan hält still - noch jedenfalls 

Drei geldpolitische Entscheidungen stehen in der Woche auf dem Programm: Am frühen Dienstagmorgen informiert die Bank of Japan (BoJ) über Leitzinsniveau und Zielrendite. Es werden keine Veränderungen erwartet, der Einlagensatz bliebe also bei minus 0,10 Prozent und die Zielrendite zehnjähriger Staatsanleihen bei 0 Prozent (plus/minus 100 Basispunkte). Die BoJ steht vor einer schwierigen Kommunikationsaufgabe. Einerseits will Gouverneur Kazuo Ueda die Märkte auf das näher rückende Ende der Negativzinsen vorbereiten, andererseits aber unbedingt verhindern, dass es zu abrupten Marktbewegungen kommt.

Viele Händler gehen davon aus, dass die BoJ in den kommenden Monaten damit beginnen wird, ihre seit zehn Jahren anhaltende geldpolitische Lockerung rückgängig zu machen und die negativen Kurzfristzinsen wieder auf Null oder höher zu setzen.


   PBoC lässt Leitzinsen für Unternehmenskredite unverändert 

Chinas Zentralbank veröffentlicht ihre Zinsentscheidung am Mittwoch (3.15 Uhr). Analysten erwarten, dass die People's Bank of China (PBoC) den Zinssatz für einjährige Unternehmenskredite (Loan Prime Rate - LPR) bei 3,45 Prozent belassen wird und den Satz für fünfjährige bei 4,20 Prozent.

Am Donnerstag (12.00 Uhr) kommt die Zinsentscheidung der türkischen Zentralbank.


   EZB veröffentlicht SREP-Ergebnisse für 2023 

Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlicht die Ergebnisse des laufenden Aufsichtsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process - SREP) des Jahres 2023. Generell geht es den Banken derzeit wegen der scharfen Zinswende der EZB gut, aber die Bankenaufseher werden sicherlich auf die Risiken hinweisen, die den Banken wegen eben jener Wende (und der sich abzeichnenden abermaligen Wende nach unten) drohen. Die EZB wird mitteilen, wie sich die individuellen Eigenkapitalzuschläge der Institute für 2024 im Durchschnitt entwickelt haben, wobei einige Banken ihre eigenen Zuschläge bereits öffentlich gemacht haben.

Mitarbeit: Andreas Plecko

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

December 15, 2023 10:23 ET (15:23 GMT)