Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Ende der jüngsten Erholungswelle sind die Weichen am deutschen Aktienmarkt nun erst einmal zur Seite gestellt. Das Bild eines uneinheitlichen und durchwachsenen Marktes wird sich voraussichtlich weiter verfestigten. Zwar kommen von der Berichtssaison positive Impulse, bisher können die europäischen Unternehmen die bereits hochgesteckten Erwartungen sogar noch übertreffen. Andererseits werden die hohen Energiepreise voraussichtlich schon bald ihre Bremsspuren im Konsum hinterlassen, denn die Rechnungen an den Tankstellen oder der Gaslieferanten wirken wie Steuererhöhungen.

Hinzu kommen die Lieferkettenprobleme, die neben den hohen Energiepreisen das Wachstum belasten und die Inflationsraten nach oben treiben. Sie hängen vor allem an der Pandemie, denn in vielen asiatischen Wirtschaftszentren führen Covid-19-Ausbrüche schnell zu Lockdowns, die sowohl die Produktion als auch den Export über die Häfen bremsen.

Die hohe Exportabhängigkeit der deutschen Unternehmen besonders auch von der lahmenden chinesischen Wirtschaft hat dafür gesorgt, dass der DAX im Unterschied zu den US-Indizes und auch zum Stoxx-600 die bisherigen Rekordstände nicht erreicht oder gar übertroffen hat. Auch für die nähere Zukunft zeichnet sich ein Anlauf an die 16.000er Marke nicht ab. Für die klassische Jahresendrally ist es noch zu früh. Außerdem fehlen dem DAX derzeit die Zugpferde für eine weitere Rally-Runde. Gefragt ist in Europa defensives Wachstum, so haben Nestle, Pernod-Ricard oder auch Essilorluxottica zuletzt neue Allzeithochs markiert. Bei den DAX-Schwergewichten wird der Bereich aber lediglich von Linde vertreten.

Auf der anderen Seite hat die gesamte Konsolidierung der vergangenen Monate immer noch einen technisch positiven Charakter. Dieser bleibt erhalten, wenn die Unterkante bei 14.800 nicht nachhaltig unterschritten wird.


   US-Notenbank Fed wird wohl Tapering einleiten 

Highlight Nummer eins der kommenden Woche ist voraussichtlich die Sitzung der US-Notenbank mit der Zinsentscheidung am Mittwoch. Wegen des zuletzt auch in den USA schwächeren Wachstums wird sie laut Beobachtern zwar kein Öl ins Feuer gießen und die Diskussion um schnelle Leitzinssteigerungen nicht zusätzlich anheizen. Die Wertpapierkäufe dürfte sie aber zurückfahren, laut den bisherigen Andeutungen vermutlich um 15 Milliarden Dollar monatlich.

Am kommenden Freitag wird dann der US-Arbeitsmarktbericht für Oktober veröffentlicht. Laut Volkswirten sollte sich der Stellenaufbau wieder deutlich beschleunigt haben auf etwa 400.000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft. Die Stundenlöhne dürften dagegen langsamer gestiegen sei als zuletzt, nur um 0,4 Prozent nach 0,6 Prozent.

Bereits ab Montag stehen neue Daten zu den Einkaufsmanager-Indizes im Blick. Beim Caixin-Index für das verarbeitende Gewerbe Chinas wird ein Rückgang unter die Marke von 50 befürchtet. Diese trennt Wachstum von Schrumpfung. Zuletzt hatte der Caixin direkt auf der Schwelle gelegen.

In Deutschland wird bei den Auftragseingängen eine leichte Erholung erwartet nach dem August-Einbruch um 7,7 Prozent.


   Nach Schwächeanfällen- FMC und Fresenius veröffentlichen Zahlen 

Auf der Unternehmensseite läuft die Berichtssaison weiter auf Hochtouren. Im Blick stehen unter anderem die Geschäftszahlen von Fresenius und FMC. Die jüngsten Schwächeanfälle der Kurse begründet ein Marktteilnehmer mit dem veränderten Dialyse-Markt. In der Pandemie habe sich herausgestellt, dass Dialyse auch zu Hause durchgeführt werden könne, und das deutlich günstiger.

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DJG/hru/flf

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October 29, 2021 06:25 ET (10:25 GMT)