Zürich (awp) - Die anhaltend tiefen Zinsen treiben die Anleger zunehmend zur Verzweiflung. Händeringend suchen sie nach ertragsbringenden Investitionsmöglichkeiten - auch im Immobiliensektor. Die Nachfrage nach Renditeliegenschaften dürfte daher anhalten. Mehr Rendite versprechen allerdings Anlagen in wachsenden Ballungsregionen im Ausland.

Zwischen 2007 und 2017 stiegen die Preise für durchschnittliche Renditeliegenschaften im Wohnbereich um rund 50 Prozent und bei Geschäftsflächen um 22 Prozent, wie die Immobilienberatungsgesellschaft WüestPartner in der jüngsten Ausgabe des am Donnerstag veröffentlichten "Immo-Monitoring" festhält.

Trotz eines starken Preisanstiegs gibt es in einigen Grossstädten aber immer noch Investoren, die bereits sind, bei erstklassigen Renditeliegenschaften an Toplagen noch tiefer in die Taschen zu greifen und noch mehr Geld auf den Tisch zulegen. Dadurch sinken die Renditen immer weiter.

Doch allmählich zeichnet sich eine Wende ab. Erhöhte Leerstandsrisiken, sinkende Marktmieten und die Minirenditen setzten der Zahlungsbereitschaft allmählich gewisse Grenzen, heisst es. Die Preise für Renditeliegenschaften stagnierten, obwohl das Interesse an Direktinvestitionen im Schweizer Immobilienmarkt zwar weiterhin vorhanden wäre und auch das Angebot an zum Verkauf stehenden Objekten überschaubar sei.

Die Entwicklung verläuft allerdings nicht in allen Regionen gleich. Während die Preisentwicklung in der Südschweiz sehr volatil ist, ist sie in der Ostschweiz und in der Region Bern deutlich stabiler.

Chancen im Ausland

Um den sinkenden Renditen auszuweichen, könnten renditesuchende Anleger ihren Blick verstärkt ins Ausland richten, wo in den stark wachsenden Städten Anlagechancen winken würden. Städte blieben die Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung.

Immer mehr Menschen dürften in den kommenden Jahren daher in die Metropole, die "Future Real Estate Cities", streben. Gemäss Schätzungen der Vereinten Nationen dürfte in Europa der Urbanisierungsgrad, der in der Schweiz für 2020 auf hohe 74 Prozent veranschlagt wird, in den Städten Lissabon, Zagreb, Istanbul und Wien - von einem deutlich tieferen Niveau aus - besonders stark steigen. Dies mache diese Zentren für Immobilieninvestoren interessant.

Kaum Potenzial mit indirekten Anlagen

Der Index für Immobilienaktiengesellschaften (Wupix A) und für Immobilienfonds (Wupix F) stiegen seit Jahresanfang um 27,4 beziehungsweise 14,9 Prozent. Dies illustriere die "zunehmende Verzweiflung der Investoren wegen fehlender Möglichkeiten, das Geld in irgendeiner Form einigermassen gewinnbringend anzulegen", schreibt WüestPartner.

Nach dem markanten Kursanstieg der vergangenen Jahre dürfte das Kurspotenzial bei indirekten Anlagen im Inland daher wohl limitiert sein.

Zinsen bleiben tief

Immobilien dürften aber trotzdem grundsätzlich begehrt bleiben. Denn ein Ende des bereits seit rund 30 Jahren bestehenden Abwärtstrends der Zinsen ist nicht abzusehen, schreiben die Immobilienexperten. Gegen eine Trendwende spricht unter anderem auch, dass aufgrund der demografischen Entwicklung immer mehr Geld gespart wird, aber seit der Finanzkrise die Unternehmungen auch weniger investiert.

Zudem ist der weltweite Schuldenberg massiv gestiegen, so dass Anreize für Zinserhöhungen fehlten, weil diese für viele Akteure am Geld- und Kapitalmarkt zur Bedrohung werden könnten. Es sei daher nicht unwahrscheinlich, dass das Tiefzinsumfeld zumindest mittelfristig anhalten dürfte.

pre/ra