FRANKFURT (awp international) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben zum Wochenschluss Kasse gemacht. Als Belastungsfaktoren wurden rauere Töne im internationalen Handelskonflikt sowie schwache Schwellenländer-Währungen genannt. Der Dax fiel zuletzt um 0,76 Prozent auf 12 399,46 Punkte. Damit deutet sich für den deutschen Leitindex eine neutrale Wochenbilanz an. Der MDax der mittelgrossen deutschen Unternehmen sank um 0,94 Prozent auf 26 929,98 Punkte. Der TecDax verlor 0,42 Prozent auf 3007,75 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um rund 0,9 Prozent nach.

US-Präsident Donald Trump könnte bereits kommende Woche neue Strafzölle im Wert von 200 Milliarden Dollar verhängen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Personen berichtete. "Die Unsicherheit rund um das Thema Handelsstreit ist Gift für die Aktienmärkte und dürfte die Rally bremsen - vor allem in Europa und Fernost", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst von AxiTrader.

Im europaweiten Branchenvergleich wurden Aktien von Autobauern und -zulieferern wegen der drohenden Verschärfung der Zollkonflikte am stärksten verkauft. So verloren die Dax-Papiere von BMW , Daimler , Volkswagen und Continental zwischen 1,0 und 1,6 Prozent an Wert. Im MDax büssten Schaeffler und Norma zwischen 2,2 und 2,7 Prozent ein. Am Vortag hatte die Hoffnung auf eine mögliche Abschaffung der EU-Zölle auf Autoimporte der Branche noch Auftrieb verliehen.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Vonovia nach Halbjahreszahlen mit minus 1,7 Prozent im Anlegerfokus. Ein Händler begründete die Schwäche trotz eines erhöhten Gewinnziels mit dem insgesamt verhaltenen Ausblick des Immobilienkonzerns. Nach dem Rekordhoch am Mittwoch nähmen Anleger nun Gewinne mit, sagte er. Dennoch gehören Vonovia mit einem Plus von rund 8 Prozent zu den stärksten Dax-Titeln im Jahresverlauf. Seit dem Börsengang im Sommer 2013 summiert sich das Kursplus auf 167 Prozent.

Die Anteilsscheine von Isra Vision reagierten mit einem Plus von mehr als 10 Prozent auf die Bekanntgabe aktueller Geschäftszahlen. Umsatz und Gewinn des auf Automatisierungstechnik spezialisierten Maschinenbauers legten erneut kräftig zu. Mittelfristig will das Unternehmen mithilfe weiterer Zukäufe beim Umsatz die Marke von 200 Millionen Euro knacken.

Die Thyssenkrupp-Papiere schmierten nach einem Pressebericht über die erfolglose Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef für den Industriekonzern um gut 1 Prozent ab. Wie das "Handelsblatt" berichtete, haben nach Airbus-Chef Thomas Enders nun zwei weitere Spitzenmanager die Nachfolge für den Posten abgelehnt: der ehemalige Bayer-Chef Marijn Dekkers und der frühere Deutsche-Bank-Vorstand Marcus Schenck.

Eine Verkaufsempfehlung der Citigroup beförderte die Aktien der Lufthansa am Dax-Ende um 3,6 Prozent ins Minus. Citigroup-Analyst Mark Manduca sieht die Fluggesellschaft wegen des stetigen Ausbaus der Flugkapazitäten unter zunehmendem Preisdruck. Zudem monierte er, dass die Kranich-Linie weitaus weniger anlegerorientiert sei als andere Gesellschaften. Deshalb stufte er die Aktien von "Buy" auf "Sell" ab und senkte das Kursziel von 32,50 auf 19,90 Euro.

Beiersdorf-Aktien fielen um 1,9 Prozent. Die Schweizer Bank Credit Suisse stufte die Titel des Konsumgüterkonzerns von "Outperform" auf "Neutral" ab und senkte das Kursziel von 103 auf 95 Euro. Die Hamburger wiesen zwar eines der attraktivsten Wachstumsprofile in der Konsumgüterbranche auf, von der zunehmenden Liquidität komme bei den Anlegern renditetechnisch aber immer weniger an, schrieb Analyst Pieter Vorster in einer Studie.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,21 Prozent am Vortag auf 0,18 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,16 Prozent auf 141,24 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,09 Prozent auf 163,09 Punkte. Der Euro notierte zuletzt bei 1,1650 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1692 Dollar festgesetzt./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---