Berlin (Reuters) - Die Volkswagen-Tochter MAN Energy Solutions will den Bau und die Entwicklung von Gasturbinen nach dem Veto des Bundes gegen den Verkauf der Sparte nach China einstellen.

"Wir respektieren die Entscheidung der Bundesregierung", erklärte ein Sprecher des Augsburger Unternehmens am Mittwoch. MAN Energy werde die Neuentwicklung von Gasturbinen in den kommenden Monaten abwickeln. Die profitable Wartung soll dagegen erhalten bleiben. Die MAN-Energy-Sparte umfasst insgesamt 100 Mitarbeiter in Oberhausen und Zürich. Das Bundeskabinett hatte den geplanten Verkauf an die chinesische CSIC Longjiang GH Gas Turbine Co (GHGT) mit Verweis auf das Außenwirtschaftsgesetz untersagt. Sie befürchtet, dass China die Gasturbinen nicht für zivile Zwecke, sondern auch zum Antrieb von Kriegsschiffen verwenden könnte.

GHGT gehört zum Werftenkonzern China State Shipbuilding Corp (CSSC), der auch Schiffe für die chinesische Marine baut. China will seine Flotte - die größte der Welt - modernisieren. Nach dem Außenwirtschaftsgesetz kann die Bundesregierung Verkäufe ins Nicht-EU-Ausland untersagen, wenn diese die nationale Sicherheit gefährden könnten. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), dessen Haus das Verbot vorgeschlagen hatte, verteidigte die Entscheidung: Grundsätzlich seien Investitionen in Deutschland willkommen, die Wirtschaft lebe vom Handel. Technik, die für die öffentliche Ordnung wichtig sei, müsse aber geschützt werden. Deshalb sei die Transaktion untersagt worden. "Und das ist auch richtig so." Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte in Berlin "sicherheitspolitische Gründe".

Die Gasturbinen von MAN Energy werden zur Energiegewinnung oder zum Antrieb von Pipelines eingesetzt. Volkswagen hatte noch versucht, die Bedenken der Bundesregierung auszuräumen. Insidern zufolge hatte der Konzern Gutachten vorgelegt, die die Einsetzbarkeit der MAN-Gasturbinen oder der zugrundeliegenden Technologie als Antrieb von Kriegsschiffen widerlegen sollten. Grundsätzlich wären diese dafür deutlich effizienter als die gebräuchlichen Dieselmotoren. Für zivile Zwecke liefert MAN Energy seit langem Gasturbinen nach China.

MAN Energy Solutions mit seinen 14.000 Mitarbeitern gehörte ursprünglich zu MAN, war aber im Zuge der Fusion von Scania und MAN zur Lkw-Holding Traton direkt auf Volkswagen übergegangen und soll mindestens bis 2026 Teil des Wolfsburger Konzerns bleiben. Das Unternehmen produziert unter anderem große Diesel- und Gasmotoren für Schiffe und Kraftwerke, die etwa zur Erzeugung von Strom und Fernwärme verwendet werden.

(Bericht von Andreas Rinke, Christian Krämer und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)