Berlin (Reuters) - Überflutete Agrarflächen, eingestellte Binnenschifffahrt, gestrichene Schichten: Das Hochwasser in Bayern und Baden-Württemberg macht auch der Wirtschaft zu schaffen.

Der Deutsche Bauernverband etwa rechnet mit großen Schäden für die Landwirtschaft. "Wir schauen mit großer Sorge nach Bayern und Baden-Württemberg", sagte der Generalsekretär des Verbandes, Bernhard Krüsken, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir gehen davon aus, dass auch die Landwirtschaft mit massiven Flutschäden bei Flächen und Gebäuden konfrontiert ist." Für konkrete Schätzungen sei es allerdings zu früh. "Das ist noch nicht abzusehen", ergänzte der Generalsekretär.

Nach heftigen Regenfällen ist Deutschlands wichtigste Wasserstraße Rhein teilweise für die Schifffahrt gesperrt. "Am Oberrhein ruht die Schifffahrt", sagte ein Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) der Nachrichtenagentur Reuters. "Hier wurden kritische Marken bei den Pegelständen übertroffen." Zu den betroffenen Regionen gehören etwa Maxau bei Karlsruhe, Mannheim und Worms. Der Rhein ist ein wichtiger Transportweg unter anderem für Getreide, Kohle, Benzin und Heizöl.

Am Mittelrhein - also in etwa zwischen Mainz und Bonn - dürfte es dem WSA zufolge am Dienstag oder Mittwoch zu Sperrungen kommen. "Nach den jetzigen Prognosen dürften diese aber nicht sehr lang sein", sagte der Sprecher. Mit den Sperrungen soll verhindert werden, dass durch den Schiffsverkehr Schäden für die Anrainer entstehen. Die Schiffe erzeugen Wellen, die bei Hochwasser über die Uferkante treten und etwa Keller volllaufen lassen können.

"NICHT NOTWENDIGE REISEN VERSCHIEBEN"

Betroffen von der Flutkatastrophe ist auch der Schienenverkehr. "Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben", betonte die Deutsche Bahn. Wegen der Unwetterschäden in Süddeutschland müssen Fahrgäste weiterhin mit Zugausfällen und Verspätungen im Fernverkehr rechnen. Der Fernverkehr nach München von Norden und Westen konnte zeitweise nicht fahren. Auch der Nahverkehr in Bayern bleibt stark beeinträchtigt.

Wegen der Hochwasserlage in Bayern streicht der Autobauer Audi am Montag zwei Schichten für die Produktion der Modelle A3 und Q2 am Stammwerk in Ingolstadt. Das Werk sei zwar nicht direkt vom Hochwasser betroffen, in der Region lebende Beschäftigte aber schon, teilte die Volkswagen-Tochter in ihrem Intranet mit. Diese könnten Möglichkeiten des flexiblen und mobilen Arbeitens nutzen. "Die Werkleitung und die Unternehmensführung beobachten die dynamische Lage permanent."

Extreme Regenfälle haben in den vergangenen Tagen in Süddeutschland zu überfluteten Straßen und Evakuierungen geführt. In einigen Regionen kam es bereits zu Dammbrüchen. In einigen Kommunen wurde mittlerweile der Katastrophenfall ausgerufen. Experten zufolge macht der Klimawandel verheerende Überflutungen und Extremwetterlagen wahrscheinlicher.

(Bericht von Rene Wagner und Christina Amann, redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)