Vor allem in der Bad-Ausstattung könnte Villeroy & Boch mit dem Zukauf sein Portfolio gut ergänzen, sagte eine Sprecherin am Donnerstag in Mettlach. Auch im Vertrieb ergäben sich interessante Synergieeffekte. Villeroy & Boch ist zwar vor allem für seine Kaffeeservices bekannt, erwirtschaftet aber zwei Drittel des Umsatzes von 833 Millionen Euro (2019) mit Waschbecken und Toiletten. Ideal Standard ist nur wenig kleiner. Einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge ist die Übernahme in der verzweigten Eigentümerfamilie aber umstritten und deshalb ungewiss.

Im Aufsichtsrat gebe es "unterschiedliche Meinungen", sagte die Sprecherin. Sie könne aber nicht bestätigen, dass die beiden Rücktritte im Aufsichtsrat um den Jahreswechsel mit den Plänen zu tun hätten. Aufsichtsratschef Yves Elsen und die Chefin des Prüfungsausschusses, Annette Köhler, hatten binnen weniger Tage das Handtuch geworfen, Alexander von Boch-Galhau, ein Mitglied der Gründerfamilie, übernahm dann den Vorsitz des Gremiums.

Die Prüfung der Übernahme sei noch in einer frühen Phase, Entscheidungen von Vorstand und Aufsichtsrat gebe es nicht, betonte Villeroy & Boch. "Es ist also auch möglich, dass die Villeroy & Boch AG das Projekt nicht weiter verfolgt oder dass ein Erwerb aus anderen Gründen nicht zustande kommt." Zu einem möglichen Kaufpreis äußerte sich die Sprecherin nicht. Die Aktie von Villeroy & Boch fiel am Donnerstag um 4,6 Prozent.

Villeroy & Boch würde mit dem Zukauf seinen Umsatz beinahe verdoppeln. Die in Brüssel ansässige Ideal Standard, die 9500 Mitarbeiter beschäftigt, gehörte bis 2018 dem Finanzinvestor Bain Capital, geriet aber wegen der hohen Schulden, die der Eigentümer dem Unternehmen aufgebürdet hatte, in finanzielle Schwierigkeiten. Die Gläubiger Anchorage und CVC Credit Partners wandelten ihre Anleihen daraufhin in Eigenkapital. Seither haben sie bei Ideal Standard das Sagen.