New York/Frankfurt (Reuters) - Der Stuttgarter Autozulieferer Robert Bosch prüft Insidern zufolge eine Übernahme des US-Hausgeräteherstellers Whirlpool.

Bosch habe Interesse an dem für seine "KitchenAid"-Küchenmaschinen bekannten Unternehmen, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Bosch könnte damit die Tochter BSH Hausgeräte mit ihren Marken Neff, Gaggenau und Siemens stärken. Die Stuttgarter hätten bereits mit Beratern gesprochen, fügte einer von ihnen dazu. Es sei aber nicht ausgemacht, dass es tatsächlich zu einer Offerte komme, sagten die Insider.

Whirlpool wäre einer der größten Übernahmen für Bosch. Der US-Konzern wurde an der New Yorker Börse zum Schlusskurs vom Dienstag mit 4,8 Milliarden Dollar bewertet. Ein Bosch-Sprecher wollte sich nicht zu den Informationen äußern: "Marktgerüchte kommentieren wir grundsätzlich nicht." Whirlpool äußerte sich ähnlich.

Bei Anlegern sorgte das Vorhaben von Bosch für Euphorie. Die Whirlpool-Aktie sprang am Mittwoch vorbörslich um 17,5 Prozent nach oben. Binnen zwei Jahren hat sie die Hälfte ihres Werts verloren. Papiere des schwedischen Konkurrenten Electrolux (AEG, Progress, Zanker), die nach dem Ende des Corona-Booms 35 Prozent verloren hatten, legten am Mittwoch um 4,5 Prozent zu.

Der Kauf von Whirlpool würde zu Äußerungen von Bosch-Chef Stefan Hartung passen. Er hat sich Wachstum in den USA außerhalb des Kerngeschäfts mit der Automobilindustrie auf die Fahnen geschrieben. "Unser strategisches Ziel ist, Geschäfte auszubauen weltweit, insbesondere in den USA und im nicht-automobilen Bereich", hatte Hartung kürzlich gesagt. Im Portfolio von Bosch seien die USA unterrepräsentiert. "Das ist ein riesiger Markt, da muss Bosch liefern." Zur Finanzierung von Übernahmen könnte Bosch auch Tochterfirmen an die Börse bringen, deutete er an.

Whirlpool steckt mitten im Umbau. Der US-Konzern hat die Mehrheit an seinem Europa-Geschäft im vergangenen Jahr an den türkischen Rivalen Arcelik verkauft und hält nur noch 25 Prozent. Von den Töchtern in Afrika und im Nahen Osten hat man sich ganz getrennt. Zur Arcelik-Tochter Beko gehört nun auch die in Deutschland populäre Marke Bauknecht. Von 19,5 Milliarden Dollar Umsatz, die Whirlpool 2023 erwirtschaftet hat, fallen damit rund 2,6 Milliarden weg. Das operative Ergebnis (Ebit) lag bei 1,19 Milliarden Dollar. Whirlpool setzt seit einigen Jahren neben der "weißen Ware" wie Waschmaschinen und Kühlschränken zunehmend auf Kleingeräte wie Espresso-Maschinen. Die unter der Marke "KitchenAid" verkauften Küchengeräte kommen in Europa auch künftig von Whirlpool.

Die Münchner Bosch-Tochter BSH Hausgeräte mit Marken wie Gaggenau, Neff, Siemens und Bosch hat im vergangenen Jahr mit rund 60.000 Mitarbeitern 14,8 Milliarden Euro umgesetzt. In Nordamerika ging das Geschäft wegen der dort tobenden Rabattschlacht um mehr als zehn Prozent zurück.

(Bericht von Anirban Sen und Emma-Victoria Farr, Mitarbeit: Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Anirban Sen und Emma-Victoria Farr