(Neu: Aussagen zu neuer Gebührenstaffel, Eurowings, Aktienkurs, Analystenstimme)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz anhaltender Passagierflaute steuert der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport in diesem Jahr auf einen Rekordgewinn zu. Grund sind ein Anteilsverkauf im russischen St. Petersburg und die lang ersehnte Entschädigung für das geplatzte Terminalprojekt in Manila auf den Philippinen, die 2016 zusammen bis zu 140 Millionen zusätzlichen Netto-Gewinn bringen werden. "Wir erwarten das beste Ergebnis, das dieses Unternehmen je erzielt hat", sagte der Vorstandsvorsitzende Stefan Schulte am Donnerstag in Frankfurt. Angepeilt sind 400 bis 440 Millionen Euro bei einem nahezu unveränderten Umsatz von 2,6 Milliarden Euro.

Für die Fraport-Aktie ging es am Donnerstag dennoch abwärts. Am Nachmittag lag der Kurs mit 0,38 Prozent im Minus im hinteren Feld des MDax , nachdem es für das Papier nach Bekanntwerden der neuen Ryanair-Pläne für Frankfurt an den vorigen beiden Tagen kräftig auf und ab gegangen war.

Dass der irische Billigflieger Ryanair künftig auch Frankfurt anfliegen werde, sei gut für die Verkehrszahlen des Flughafenbetreibers, schrieb Analystin Elodie Rall von der Investmentbank JPMorgan. Allerdings dürfte nun der Druck anderer Fluggesellschaften in puncto Start- und Landegebühren weiter zunehmen.

Wegen der Flaute im Passagiergeschäft öffnet Fraport sein Heimatdrehkreuz Frankfurt zunehmend für Billigflieger. Schulte verteidigte den von Lufthansa und Condor kritisierten Neukundenrabatt für Ryanair. Die geplanten Anreize richten sich laut Schulte sowohl an neue Airlines als auch an Bestandskunden, wenn diese neue Ziele anfliegen oder ihre Kapazitäten stark ausbauen. Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings wäre als neuer Anbieter hoch willkommen, habe aber für den kommenden Sommerflugplan keine Starts und Landungen beantragt, sagte Schulte.

Frankfurt werde aber mit seiner komplizierten Infrastruktur immer nur einen begrenzten Anteil von Billigfliegern haben, sagte der Flughafenchef. Das Drehkreuz mit seinen komplexen Abläufen bleibe das Kerngeschäft. Derzeit sind nur rund 4 Prozent des Frankfurter Aufkommens den Billigfluggesellschaften zuzurechnen. Für sie sollen die technischen Abläufe vereinfacht und beschleunigt werden. Ein Anteil von 10 Prozent wie in München sei eine realistische Größe, schätzt Schulte. Ryanair will ab März 2017 zwei Maschinen in Frankfurt stationieren und 28 Flüge in der Woche anbieten.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte am Mittwoch erklärt, dass er nicht bereit sei, höhere Gebühren zu zahlen als Ryanair. Er freue sich auf Einsparungen von 200 bis 300 Millionen Euro. Schulte rechnet hingegen mit einer Genehmigung der Gebührenstaffel durch das hessische Verkehrsministerium in den kommenden zwei Wochen. Im Schnitt sollen die Entgelte um 1,9 Prozent steigen.

Die Rabatte für Neukunden seien kein Hebel, das gesamte Preisgefüge in Frage zu stellen. Auch die nur vorübergehend abgesenkten Gebühren rechneten sich für Fraport von Beginn an. "Wenn einer nicht zahlt, würden wir irgendwann den Klageweg beschreiten", sagte Schulte. Derartige Auseinandersetzungen mit der Lufthansa halte er aber derzeit für unrealistisch.

Zu den Sondergewinnen kamen auch steigende reguläre Gewinnbeiträge von den Fraport-Flughäfen in Bulgarien und Lima in Peru. Bei der Beteiligung im türkischen Antalya sieht Fraport die Talsohle erreicht, nachdem Russland seine Tourismus-Sanktionen gegen die Türkei aufgehoben hat und die Passagierzahlen langsam wieder steigen. Die Übernahme von 14 Regionalflughäfen in Griechenland schreite planmäßig voran. Man habe bereits mehr als 500 Leute eingestellt und werde die Airports voraussichtlich Anfang Februar 2017 übernehmen. Ein Nettogewinn werde im ersten Jahr nicht anfallen, sagte Schulte.

Am Heimatstandort Frankfurt sieht es indes eher trübe aus. Schon im Sommer hatte der Vorstand sich vom Ziel verabschiedet, die Zahl der Fluggäste über die gut 61 Millionen aus dem Vorjahr hinaus zu steigern. Nun rechnet Schulte mit einem leichten Rückgang zwischen ein und zwei Prozent. Im Oktober waren 0,3 Prozent weniger Gäste gezählt worden als vor einem Jahr. Zudem hatten sie in den Geschäften im Terminal auch weniger ausgegeben. Nach neun Monaten lag der Fraport-Umsatz mit 1,96 Milliarden Euro 0,4 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Auf die Fraport-Gesellschafter entfiel ein Nettogewinn von 217 Millionen Euro nach 244 Millionen Euro vor einem Jahr./ceb/stw/stb