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NEW YORK/FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Durchwachsene Zahlen und vor allem ein enttäuschender Ausblick von Nike haben am Freitag die Aktien des US-Sportwarenherstellers auf Talfahrt geschickt. Die Papiere rutschten als klares Schlusslicht im Leitindex Dow Jones Industrial um 19,3 Prozent auf 76 US-Dollar ab und erreichten damit den tiefsten Stand seit März 2020. Ähnlich herbe Verluste hatten die Anleger zuletzt 2001 einstecken müssen.

Seit Jahresbeginn gerechnet haben die Anteilscheine von Nike nun 30 Prozent eingebüßt. Damit gehören sie im Dow zu den größten Verlierern.

Im Sog von Nike notierten die Titel des Konkurrenten Under Armour 1,5 Prozent tiefer. Anleger von Adidas blendeten die schlechten Nachrichten von Nike zuletzt eher aus. Die Papiere legten im späten Handel sogar etwas zu. Hier hoffen Anleger offenbar, dass die Deutschen dem Konkurrenten Nike Marktanteile abnehmen können.

Dagegen zählte Puma mit einem Kursrückgang um fast zwei Prozent zu den größten Verlierern im MDax der mittelgroßen Werte. Für die in London gelisteten Titel von JD Sports ging es um 4,6 Prozent bergab.

Nike hatte im Schlussquartal des abgelaufenen Geschäftsjahres ein zweiprozentiges Umsatzminus verzeichnet. Für 2024/25 geht Nike zudem von einem weiteren Rückgang der Erlöse im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Im ersten Halbjahr werde der Umsatz im hohen einstelligen Prozentbereich und im ersten Geschäftsquartal um zehn Prozent sinken. Bereits Ende März hatte das Unternehmen vor einem schwachen Start in das Geschäftsjahr gewarnt, aber noch ein Umsatzplus angepeilt.

Die US-Banken JPMorgan und Morgan Stanley strichen ihre bislang positiven Voten für die Nike-Aktien und senkten die Kursziele. Der Bruttogewinn im vergangenen Quartal habe die Erwartungen trotz günstiger Umsatztrends in Nordamerika und im chinesischen Raum verfehlt, monierte JPMorgan-Analyst Matthew Boss. Dazu liege der Ausblick deutlich unter den Konsensschätzungen. Morgan-Stanley-Expertin Alex Straton verabschiedete sich vom zuvor erwarteten Wachstum als wichtigstem Argument ihrer bisherigen Empfehlung.

Laut Brooke Roach von der US-Investmentbank Goldman Sachs waren zwar die Erwartungen der Anleger sowohl an den Zwischenbericht als auch an den Ausblick verhalten. Mit so negativen Aussagen hätten diese aber nicht gerechnet, betonte die Expertin. Der neue Ausblick falle erheblich schlechter als erwartet aus, meint auch Analyst Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC. Die Konsensschätzungen für Nike dürften deutlich sinken - nicht nur für den Umsatz, sondern auch für das Brutto- sowie insbesondere das operative Ergebnis.

Mit Blick auf Adidas und Puma betonte ein Händler, dass zumindest Puma von Nike in Mitleidenschaft gezogen werde. Einige Probleme der Amerikaner seien aber hausgemacht.

Bei Adidas setzt UBS-Analystin Zuzanna Pusz darauf, dass die anstehenden Quartalszahlen Zweifel des Marktes bezüglich der Fortschritte bei der Trendwende ausräumen. Sie erwartet eine deutliche Beschleunigung des um die Yeezy-Bestände bereinigten Umsatzwachstums. Olivia Townsend von JPMorgan traut Adidas sogar die deutlichsten Verbesserungen in einem Umfeld wieder verbesserter Nachfragetrends zu.

Jefferies-Analyst James Grzinic ergänzte, dass die Kursentwicklung von Adidas und Puma auch nicht mehr so an die des größeren US-Konkurrenten gekoppelt sei wie in der Vergangenheit. Adidas sollte weiterhin schneller wachsen als Nike, lautet die Prognose von Warburg-Experte Jörg Frey./gl/mis/jha/la/he