NEW YORK (dpa-AFX) - Facebook hat seinen Aktionären am Mittwoch neue Hoffnung geboten: Die Aktien des Online-Netzwerkes zogen nach Vorlage der Quartalszahlen um fast 6 Prozent auf 154,41 US-Dollar an und zählten damit zu den größten Gewinnern im Technologie-Index Nasdaq 100. Analysten zeigten sich erfreut. Die Resultate seien weniger schlimm als befürchtet ausgefallen, schrieb etwa die Expertin Heather Bellini von der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Die Zahlen für das vergangene Quartal offenbarten zwar einige Probleme. So hatte das Online-Netzwerk im zweiten Vierteljahr in Folge eine Million Nutzer in Europa verloren und hat hier noch 375 Millionen mindestens einmal im Monat aktive Mitglieder. Weltweit gesehen geht das Wachstum von Facebook aber weiter. So lobte Analyst Douglas Anmuth von der US-Bank JPMorgan, dass das dritte Jahresviertel eine Stabilisierung bei den Nutzerzahlen zeige.

Facebook steht derweil ein Umbruch in seinem Werbegeschäft bevor, der die jahrelang auf Hochtouren laufende Geldmaschine des Online-Netzwerks abbremsen dürfte. Die Mitglieder teilten ihre Beiträge verstärkt im kleineren Freundeskreis statt im Newsfeed, der bisher das Herzstück der Facebook-Nutzung war. Das Unternehmen muss deswegen sein Geschäft umbauen - und tastet sich erst zu einer Lösung durch. Zu den neuen Formaten gehören zum Beispiel die sogenannten "Stories", bei denen Nutzer ihre Fotos und Videos für einen Tag für ausgewählte Freunde veröffentlichen.

Experten trauen dem Konzern die Neuausrichtung zu: Die Markterwartungen für das Online-Netzwerk seien zu konservativ, schrieben etwa die Analysten der schweizerischen Bank Credit Suisse.

Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank wertete positiv, dass es Facebook trotz erheblichen (selbst verschuldeten) Gegenwinds gelungen sei, den Umsatz je Nutzer zu steigern. Die hohen Investitionen würden die Ertragskraft zwar kurzfristig erheblich belasten, langfristig jedoch zu Erlös- und Gewinnwachstum führen. Es werde jedoch noch etwas dauern, bis Facebook das verloren gegangene Vertrauen von (Werbe-)Kunden vollständig zurückgewinne.

Facebook wurde in diesem Jahr von dem Datenskandal um Cambridge Analytica in eine Krise gestürzt. Zuletzt sorgte ein Hacker-Angriff, von dem rund 30 Millionen Nutzer betroffen waren, für neue Negativ-Schlagzeilen. Diese Turbulenzen scheinen das Geschäft des Online-Netzwerks jedoch bisher kaum beeinflusst zu haben.

Der Aktienkurs aber litt deutlich unter den jüngsten Rückschlägen. Als Ende Juli bekannt wurde, dass nach Einführung der neuen Datenschutz-Regeln in Europa die Zahl der täglich und monatlich aktiven Nutzer überraschend deutlich zurückgegangen war, wurde der Rekordlauf der Papiere abrupt gestoppt: Die Anteilscheine sackten um 19 Prozent ab. Die Talfahrt endete letztlich erst diese Woche, nachdem die Aktien auf das tiefste Niveau seit April 2017 abgesackt waren./la/edh/he