BERLIN (dpa-AFX) - Nicht nur Deutschland freut sich darauf, dass die coronabedingten Beschränkungen und Auflagen allmählich gelockert werden. Auch in anderen Ländern wie Frankreich oder Finnland fiebern die Menschen der Rückkehr ins normale Leben entgegen. Der zwangsweise Rückzug ins Private war auch nicht unbedingt gesund, sondern beförderte die Leibesfülle, wie jetzt in Italien festgestellt wurde. Aber normal wird das Leben rund um den Globus noch lange nicht sein. Litauen zeigt allerdings, wie man mit einer Einschränkung wie der Maskenpflicht kreativ umgeht.

FINNLAND - Die Finnen dürfen bald wieder ins Restaurant

Im hohen Norden der EU macht sich Finnland auf den vorsichtigen Rückweg in Richtung Normalität. Dank des Rückgangs der Ausbreitung des Virus will die Regierung nach und nach die Corona-Maßnahmen zurückfahren. Laut Ministerpräsidentin Sanna Marin soll es noch im Mai Lockerungen geben.

Besonders wichtig für die Finnen wird aber der 1. Juni sein: Ab dann dürfen die Restaurants und Cafés in Helsinki und dem Rest des Landes schrittweise wieder öffnen, sollte bis dahin keine epidemiologische Einschätzung dagegen sprechen. Die Lokale sollen dabei aber unter anderem die Kundenanzahl und auch die Zeiten begrenzen, in denen Alkohol ausgeschenkt wird.

Sportveranstaltungen sollen ab dem 1. Juni unter bestimmten Auflagen ebenfalls wieder erlaubt sein, auch Museen, andere kulturelle Stätten, Schwimmbäder und Jugendzentren werden dann schrittweise wieder geöffnet. Zudem dürfen sich dann wieder bis zu 50 Menschen am selben Ort versammeln - bislang liegt die Obergrenze bei 10 Personen.

FRANKREICH - Lockerungen werden verkehrstechnisch zur Bewährungsprobe

Die Lockerungen in Frankreich ab dem 11. Mai stellen besonders die Hauptstadt Paris auf die Probe - vor allem verkehrstechnisch. Wegen der Abstandsregelungen kann die Pariser Metro nur einen Bruchteil der Fahrgäste transportieren. Deshalb will die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo entlang stark frequentierter Metrolinien provisorische Fahrradwege bauen, wie sie am Dienstag in der Zeitung "Le Parisien" ankündigte.

Insgesamt sollen 50 Kilometer Fahrspuren, die normalerweise für Autos reserviert sind, künftig Fahrrädern vorbehalten sein. Vor den Toren der Stadt soll es außerdem zusätzliche Parkplätze für Autos geben.

Allerdings sollten besser nicht alle Autofahrer auf die Metro ausweichen. Denn in der Metro, den Vorstadtzügen und Bussen gelten ab dem 11. Mai Maskenpflicht und strenge Abstandsregeln. Zudem bietet die Nahverkehrsgesellschaft RATP nur 70 Prozent der eigentlichen Kapazität an. Es droht der Kollaps.

Was die Situation noch erschwert: Zu Beginn der Beschränkungen hatten Hunderttausende Paris verlassen und waren aufs Land ausgewichen. Viele von ihnen werden nun spätestens Ende dieser Woche zurückkehren.

ÖSTERREICH - Umfangreicher Zwischenbericht zu Ischgl liegt vor

Zu den Ereignissen in der Corona-Krise im Skiort Ischgl liegt nun ein Zwischenbericht der österreichischen Polizei mit etwa 1000 Seiten vor. Dieser sei "sehr detailliert und umfangreich", sagte am Dienstag der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr. Nach Durchsicht der Akten werde entschieden, ob ein begründeter Verdacht vorliege.

Seit Ende März läuft bei der Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Gefährdung durch ansteckende Krankheiten. Dem Verfahren haben sich laut Staatsanwaltschaft inzwischen auch 321 Betroffene angeschlossen, die meisten stammen aus Deutschland.

Der Wintersportort Ischgl in Tirol gilt als Hotspot, der maßgeblich zur Verbreitung des Coronavirus in Teilen Europas beigetragen haben soll. Eine zu klärende Frage ist, ob dort rechtzeitig gehandelt wurde.

ITALIEN - Corona-Krise schlägt sich auch auf Bauch nieder

Der Supermarkt als einzige Möglichkeit rauszugehen, keine Bewegung und Naschen ohne Ende: Die Italiener haben in der fast zwei Monate langen strikten Quarantäne nach Angaben des Landwirtschaftsverbandes Coldiretti einige Kilos zugelegt. Es habe zwischen dem 16. März und 12. April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen wahren "Boom" von "Comfort Food" gegeben - also an Backzutaten, Keksen, Fertiggerichten, Frittierfetten und Süßigkeiten.

Zur ungesunden Ernährung komme dazu, dass sich die Menschen quasi nur zwischen Küche, Wohn- und Schlafzimmer bewegt hätten. Sport war bis zum vergangenen Montag nicht erlaubt - außer man begnügte sich damit, rund um sein Haus zu joggen. Nun ist Laufen, Radfahren oder Spazierengehen wieder im Park erlaubt. Gewicht zu verlieren ist nun nach einer Coldiretti-Umfrage das Ziel von 47 Prozent der Befragten.

USA - düstere Prognosen für Infektions- und Todeszahlen

Mehr als 30 Millionen Menschen hat die Corona-Krise in den USA inzwischen ihren Job gekostet. Präsident Donald Trump drängt daher darauf, dass die 50 US-Bundesstaaten die Wirtschaft wieder öffnen. Trump hat sich optimistisch gezeigt, dass der schlimmste Teil der Krise überwunden ist - das könnte aber verfrüht gewesen sein.

Die "New York Times" veröffentlichte jetzt eine vom Gesundheitsministerium und der Katastrophenschutzbehörde Fema zusammengestellte interne Präsentation, die zwei Diagramme mit dem Vermerk "nur für den Dienstgebrauch" beinhaltet. Eines sagt voraus, dass die Zahl der neuen Corona-Fälle bis zum 1. Juni auf rund 200 000 pro Tag zunehmen könnte. Zuletzt verzeichnete die Gesundheitsbehörde CDC von Sonntag auf Montag einen Anstieg um knapp 30 000.

Experten erwarten einem weiteren Diagramm zufolge, dass die Zahl der Todesfälle bis zum 1. Juni auf etwa 3000 pro Tag steigen könnte. Von Sonntag auf Montag hatte die Gesundheitsbehörde ein Plus von 1719 Toten vermeldet. Der Vizesprecher des Weißen Hauses, Judd Deere, wies die Prognosen zurück.

RUSSLAND - Zwei Ferkel als Hilfe in Sibirien

Wer in Sibirien seine Arbeit wegen der Corona-Krise verloren hat, kann nicht nur auf finanzielle Hilfe hoffen. In der Region Kurgan an der Grenze zu Kasachstan wollen die russischen Behörden der Not leidenden Bevölkerung auch ganz praktisch helfen: entweder mit zwei Ferkeln oder einem Kalb samt Futter oder Kartoffeln zum Pflanzen im Garten. Das alles werde kostenlos sein, schrieb Gouverneur Wadim Schumkow bei Instagram.

Wegen der Epidemie und des niedrigen Ölpreises verschärft sich die wirtschaftliche Lage im größten Land der Erde weiter. Deshalb wurde unter anderem eine Anhebung der Hilfe für Arbeitslose von 8000 auf 12 130 Rubel (141 Euro) pro Monat beschlossen. In der Region Kurgan sollen einige Arbeitslose zumindest in den nächsten Wochen eine neue Jobperspektive bekommen und zum Beispiel Dörfer reinigen und Wälder aufräumen. Dafür stehen den Behörden zufolge 25 Millionen Rubel (305 000 Euro) bereit.

SPANIEN - Politischer Konflikt um Verlängerung des Alarmzustands

In Spanien ist ein Konflikt über eine weitere Verlängerung des Alarmzustandes wegen der Corona-Pandemie entbrannt. Um die Maßnahme ein weiteres Mal auszudehnen und so die Möglichkeit zu haben, die Rechte der Bevölkerung einzuschränken, braucht Ministerpräsident Pedro Sánchez am Mittwoch wieder die Zustimmung des Parlaments. Jedoch führt er nur eine Minderheitsregierung. Und viele Parteien reagieren zunehmend mit Unmut auf seine Handhabung der Krise.

Die Gegner werfen Sánchez vor allem Alleingänge und Widersprüche in seinen Entscheidungen vor. Der Chef der größten Oppositionspartei PP, Pablo Casado, betonte: "Der Alarmzustand war notwendig, um einen Zusammenbruch der Intensivstationen zu vermeiden. Aber wenn der Regierungschef sagt, dass wir wieder rausgehen dürfen, um einen Aperitif zu trinken, dann sollte er auch die gesetzlichen Regelungen dieser neuen Situation anpassen." Die seit Mitte März geltende strikte Ausgehsperre wird derzeit schrittweise gelockert.

Sánchez warnte hingegen, dass ein Aufheben des Alarmzustands - die dritthöchste Notfallstufe - das Land ins Chaos stürzen würde.

LITAUEN - Mund-Nase-Schutz als Modetrend

In Litauens Hauptstadt Vilnius wird der Anti-Corona-Mundschutz zum Modetrend. Bei der "Face Mask Fashion Week" werden noch bis 10. Mai insgesamt 21 Gesichtsmasken mit stilvollen Elementen oder auffälligen Mustern präsentiert. Zu sehen sind sie auf Werbetafeln entlang einer Route durch die Innenstadt der rund 550 000 Einwohner zählenden Stadt. Damit solle das kreative und modische Potenzial des Schutzes gezeigt werden, teilten die Veranstalter am Dienstag mit.

Die Idee für das Projekt geht auf eine Facebook-Gruppe zurück. Sie wurde von der Designerin Julia Janus ins Leben gerufen, nachdem die Regierung in Vilnius eine Mundschutzpflicht in Litauen anordnete. Die Menschen in dem baltischen EU-Land konnten dort Bilder von sich und ihrem obligatorischen Accessoire posten. Später schlossen sich Fotografen, Designer und Geschäftsleute der Initiative an.

Litauen hat bisher mehr als 1423 bestätigte Coronavirus-Infektionen und 47 Todesfälle verzeichnet.

MEXIKO - Ärzte ziehen in alte Präsidenten-Residenz

Einst logierten die mexikanischen Präsidenten standesgemäß in der Residenz Los Pinos - während der Corona-Pandemie sollen nun Ärzte und Krankenschwestern in der eleganten Anlage im Herzen von Mexiko-Stadt untergebracht werden.

Zahlreiche Ärzte und Pfleger hatten zuletzt um eine Unterbringung in der Nähe ihrer Kliniken gebeten. Sie wohnen weit von ihrem Arbeitsplatz entfernt, wollen eine Ansteckung ihrer Angehörigen vermeiden oder fürchten um ihre Sicherheit. Bislang haben sich in Mexiko 24 905 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 2271 Patienten sind im Zusammenhang damit gestorben.

Die Residenz Los Pinos im Stadtpark Bosque de Chapultepec diente seit 1934 den mexikanischen Präsidenten als Wohnsitz und Bürokomplex. Der linkspopulistische Präsident Andrés Manuel López Obrador zog nach seinem Amtsantritt Ende 2018 allerdings nicht dort ein. Er hält den Bau für ein Symbol von Korruption und Verschwendung.

JEMEN - Das Virus ist im Krieg nur eine Gefahr unter vielen

Seit mehr als fünf Jahren tobt im Jemen ein erbitterter Bürgerkrieg, der das ohnehin schon arme arabische Land immer weiter in die Krise treibt. Nach UN-Angaben herrscht dort die derzeit größte humanitäre Katastrophe weltweit. Auf die Corona-Pandemie ist das Land nicht vorbereitet. Erst vor wenigen Tagen haben die Behörden offiziell die ersten Corona-Toten gemeldet. Das UN-Nothilfebüro Ocha warnt schon seit längerem davor, dass das Virus unerkannt zirkuliere.

Ein Bericht des unabhängigen Online-Portals "Al-Masdar" scheint die Befürchtungen zu bestätigen. Medizinisches Personal und Anwohner der Hafenstadt Aden berichteten von mehr als 20 Gestorbenen, die Symptome von Covid-19 gezeigt hätten. Es habe keine Tests auf das Virus gegeben. Drei Krankenhäuser hätten inzwischen geschlossen.

FIDSCHI - Segler hat endlich wieder festen Boden unter Füßen

Ein Segler im Südpazifik, der wegen der Corona-Pandemie monatelang auf dem Meer ausharren musste, hat wieder Land unter den Füßen. Wie örtliche Medien am Dienstag berichteten, wurde er von Marinesoldaten im Pazifik gerettet und konnte schließlich in Fidschi an Land. Wegen des Ausbruchs des neuartigen Coronavirus war Wong Tetchoong aus Singapur in drei Ländern das Anlegen verweigert worden.

Der 59-Jährige war Anfang Februar von Singapur aus zu einem dreijährigen Segelabenteuer aufgebrochen, wie die Zeitung "Fiji Sun" berichtete. Weder in Papua-Neuguinea noch auf den Solomon Islands und auch nicht im Inselstaat Tuvalu habe man ihn an Land gehen lassen. Als er mit seiner inzwischen beschädigten Jacht die Gewässer von Fidschi erreichte, sei er dann von einem Patrouillenboot der Marine im Schlepptau an die Küste gebracht worden.

KENIA - Blumen-Exporte laufen wieder an

Die meisten Blumen in der EU kommen aus den Niederlanden und Kenia. Die Corona-Lockdowns in Europa haben das Geschäft in dem ostafrikanischen Land hart getroffen - mit den Lockerungen und dem bevorstehenden Muttertag geht es nun endlich wieder bergauf. "Das Geschäft setzt sich langsam wieder fort", erklärt Isabelle Spindler, die eine Rosenfarm mit rund 560 Mitarbeitern in Kenia leitet.

Doch nun gibt es ein anderes Problem: Wegen des Einbruchs des internationalen Flugverkehrs bleiben nur Cargoflüge übrig - die Kapazitäten reichen aber nicht aus und die Kosten sind extrem hoch. "Es ist schlimm, wenn der Markt geschlossen ist. Aber es ist noch schlimmer, wenn man einen Markt hat, den man nicht bedienen kann", sagt Clement Tulezi, der Leiter des Kenya Flower Councils, der ein Großteil der Blumenfarmen Kenias vertritt./sk/DP/fba