Überblick über 10-Jahres-Entwicklung: Klassische Industriebranchen begehrteste
Zielsektoren für Finanzinvestoren

Frankfurt am Main, 28. Januar 2014. Der Markt für Management-Buy-outs mittelständisch geprägter Unternehmen in Deutschland ist 2013 nicht vorangekommen: Im Vergleich zum Vorjahr wurden weniger Transaktionen und ein insgesamt niedrigeres Volumen als in den beiden Vorjahren registriert. Eine auf niedrigem Niveau stabile Anzahl und ein unveränderter Anteil sogenannter Primarys, also Buy-outs, in denen sich erstmals ein Finanzinvestor an einem Unternehmen beteiligt, bedeuten zwar, dass Finanzinvestoren auch in schwächeren Marktphasen neue Investitionsmöglichkeiten finden und den Markt keineswegs selbst machen, indem sie untereinander Unternehmen verkaufen (Secondary Buy-outs). Sie belegen aber auch, dass der deutsche Private-Equity- Markt gemessen an vergleichbaren Volkswirtschaften weiterhin Nachholpotenzial hat. So entfällt zum Beispiel in Frankreich oder Großbritannien regelmäßig ein höherer Teil des Marktes auf Secondary Buy-outs als in Deutschland, wo rund jede dritte Transaktion ein Secondary ist. Das zeigen die aktuelle Statistik und die Auswertung älterer Daten (2004 bis 2013), die die Deutsche Beteiligungs AG heute veröffentlicht hat. Auch die Branchenaufteilung blieb über die vergangenen zehn Jahre nahezu konstant. Die begehrtesten Zielsektoren sind die klassischen mittelständisch geprägten Industriebranchen: Automobilzulieferer und Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus finden am häufigsten den Weg in Private-Equity-Portfolios, zusammen mit (Industrie-) Dienstleistern und Chemieunternehmen stehen sie für 40 Prozent aller Transaktionen seit 2004.

MBOs in Deutschland im mittleren Marktsegment
(Transaktionsvolumen 50 bis 250 Mio. €)

Die Deutsche BeteiligungsAG (DBAG) und das Magazin FINANCE analysieren den Markt mittelgroßer Buy-outs seit 2003. In ihrer Statistik berücksichtigen sie ausschließlich Transaktionen, in denen Finanzinvestoren Unternehmen mehrheitlich unter Beteiligung des Managements erwerben und die einen Transaktionswert für das schuldenfreie Unternehmen von 50 bis 250 Millionen Euro aufweisen. Grundlage der Statistik sind öffentlich zugängliche Quellen sowie Schätzungen und eigene Recherchen.

Anteil einzelner Branchen an MBOs 2004-2013

Deutsche Beteiligungs AG 2013 aktivster Marktteilnehmer
2013 sank die Zahl der registrierten Transaktionen von 29 auf 23; der Wert der abgeschlossenen Transaktionen lag mit 2,3 Milliarden Euro ebenfalls unter dem  Vorjahresniveau von rund 3,5 Milliarden Euro. Die DBAG strukturierte 2013 drei MBOs (Formel D, Stephan  Machinery und Schülerhilfe) und war damit der aktivste Marktteilnehmer im vergangenen Jahr. Auffällig ist die deutlich geringere Anzahl sogenannter Secondary, Tertiary oder Quartiary Buyouts: 2011 gab es 15 solcher Transaktionen, 2013 lediglich neun.

MBOs im mittleren Marktsegment 2013

Verkaufsgegenstand

Verkäufer

Finanzinvestor

Cartonplast Synergo SGR

Stirling Square

GHM Gruppe Günther Oehler, BPE

VR Equity, Bayern LB Capital Partners

Deutsche Fachpflege Delta Equity

Chequers

Nicko Tours Ekkehard Beller

Capvis

Formel D Gründungsgesellschafter

Deutsche Beteiligungs AG

Stephan Machinery IMA-Gruppe

Deutsche Beteiligungs AG

Striko Westofen BPE

Auctus

Medifox Unternehmensgründer

ECM

Wback Peter Wendeln (Gründer)

Halder

Karl Eugen Fischer Equita

Equistone

Alloheim Star Capital Partners

Carlyle

Klenk Holz Deutsche Banken

Carlyle

ProAlpha Leo und Werner Ernst (Grün- der), Beaufort Capital

Bregal

Gesellschaft für Industrie- forschung (GIF) Ulrich Rohs (Gründer)

3i

Rexroth Pneumatics Bosch Rexroth

Triton

Bien-Zenker ELK Gruppe, Erich Weichsel- baum, Streubesitz

Adcuram

Schuberth Gruppe Susquehanna International

Perusa

Schülerhilfe Paragon, Syntegra Capital

Deutsche Beteiligungs AG

Weru Triton

HIG Europe

Backwerk Unternehmensgründer

EQT

Oettinger Insolvenzverwalter

Orlando

Competence Call Center Ardian

Silverfleet

Zellbios Ergon Capital Partners

DPE Deutsche Private Equity

"Angesichts der guten Finanzierungsbedingungen und des großen Angebots an Investitionsmitteln seitens der Finanzinvestoren überrascht diese Marktentwicklung", kommentierte Torsten Grede, Vorstandssprecher der DBAG die Zahlen heute während des Jahrespressegesprächs des börsennotierten Private- Equity-Hauses in Frankfurt am Main. "Wir führen das auch auf die Preisvorstellungen mancher Veräußerer zurück", so Grede weiter. "Mitunter passen Preiserwartung und Qualität des angebotenen Unternehmens nicht zusammen - Finanzinvestoren sind wählerischer geworden als vor der Finanzkrise."

Die Deutsche Beteiligungs AG gehört auch über einen längeren Zeitraum zu den Investoren mit der höchsten Anzahl an Buy-outs: Für die DBAG stehen zwischen 2004 und 2013 zwölf MBOs zu Buche (hinzukommen je zwei Transaktionen im Ausland sowie MBOs, die leicht über der Grenze von 250 Millionen Euro liegen). Nur Equistone (ehemals Barclays Private Equity) und Odewald & Cie. kommen mit 15 bzw. 14 auf mehr Transaktionen.

Eines unter neun MBOs dient der Gestaltung der Unternehmensnachfolge
MBOs zur Gestaltung der Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen durch Finanzinvestoren sind fester Bestandteil des deutschen Marktes mittelständisch geprägter Buy-outs (29 von 260 Transaktionen seit 2004). Jährliche Anzahl und Volumen sind allerdings konstant. Im vergangenen Jahr war die Regelung der Unternehmensnachfolge dreimal Auslöser für ein MBO, darunter auch das von der DBAG strukturierte MBO der Formel D.

Anzahl und Anteil einzelner Transaktionsarten
(MBOs im mittleren Marktsegment 2004 - 2013)

Public-to-Private-Transaktionen (P2P) sind eine Randerscheinung geblieben: "Offenbar macht das deutsche Übernahmerecht diese Transaktionen für Finanzinvestoren unverändert sehr komplex", äußerte DBAG- Vorstandssprecher Grede, "das hemmt bisher die Transaktionstätigkeit - möglicherweise ändert sich dies aber nach der jüngsten Rechtsprechung des Bundesgerichtshof zur Barabfindung beim Rückzug von der Börse."

Weniger Transaktionen mit einem Wert von mehr als 100 Millionen Euro
Stütze des Marktes waren 2013 Transaktionen mit eher kleinem Volumen. Während größere Transaktionen seltener verzeichnet wurden, wuchs die Anzahl im unteren Bereich des Marktsegments sogar an. 18 der 23 MBOs des Jahres hatten einen Wert von bis zu 100 Millionen Euro (2012: 16 von 29 MBOs). Seit jeher wird der größte Teil der Deals im unteren Bereich (50 bis 100 Millionen Euro Transaktionsvolumen) des mittleren Buy-out-Marktes abgeschlossen. Deren Anteil am gesamten Mid Market liegt konstant bei mehr als 50 Prozent und stieg 2013 sogar auf mehr als 75 Prozent.

Anzahl und Anteil einzelner Transaktionsarten
(MBOs im mittleren Marktsegment 2004 - 2013) Pressemeldung als PDF [151KB]
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