(neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu Gewinnplänen sowie Risikovorsorge und Dividende für 2021, Aktienkurs, Experten, Entwicklung bei Commerzbank)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem ersten Jahresgewinn seit 2014 will die Deutsche Bank auch im laufenden Jahr schwarze Zahlen schreiben. "Wir streben natürlich für 2021 einen Gewinn an", sagte Konzernchef Christian Sewing am Donnerstag in Frankfurt. Der Vorstand sei zuversichtlich, dass ein erheblicher Teil des Zuwachses bei den Erträgen 2020 sich als nachhaltig erweisen werde. "Auch ein wirklich sehr guter Start ins neue Jahr hat uns in dieser Zuversicht für unser Geschäft ganz und gar bestärkt", sagte Sewing.

Für die Deutsche-Bank-Aktie ging es am Donnerstag trotz der positiven Nachrichten abwärts. Nach einem Kurssprung am Morgen lag das Papier zur Mittagszeit mit 0,77 Prozent im Minus bei 8,662 Euro und gehörte damit zu den schwächsten Werten im Dax.

Branchenexperten zeigten sich von den Geschäftszahlen zwar eher positiv überrascht. So sprach Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan der Deutschen Bank mit Blick auf die Kostenentwicklung und die Risikovorsorge für gefährdete Kredite zwar sein "vollstes Vertrauen" aus. Allerdings bezweifelt er, dass sich die Erträge der Bank etwa im Handel mit Anleihen bis zum Jahr 2022 so gut entwickeln wie von der Bank in Aussicht gestellt.

Nach fünf Verlustjahren in Folge und einem tiefgreifenden Konzernumbau seit 2019 hat Deutschlands größtes Geldhaus ausgerechnet im Jahr der Corona-Krise die Trendwende geschafft. Der angestrebte Vorsteuergewinn fiel 2020 mit etwas über einer Milliarde Euro noch besser aus als vom Vorstand erwartet und auch unter dem Strich standen schwarze Zahlen: Die Bank weist 624 Millionen Euro Überschuss aus. Davon müssen unter anderem noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Anleihen abgezogen werden, sodass auf die Aktionäre des Dax-Konzerns 113 Millionen Euro Gewinn entfällt.

"Die Phase des intensivsten Umbaus" sei 18 Monate nach der Strategie-Ankündigung abgeschlossen, bilanzierte Sewing. "Nach diesen sechs Quartalen haben wir bereits 85 Prozent der Umbaubelastungen hinter uns gelassen." Die Bank sei "nachhaltig profitabel", der Vorstand "zuversichtlich, dass der insgesamt positive Trend 2021 auch in diesen schwierigen Zeiten anhält".

Das gute Abschneiden 2020 verdankt das Institut vor allem dem Kapitalmarktgeschäft, in dem es in der Vergangenheit immer wieder Auswüchse und in der Folge teure Rechtsstreitigkeiten gegeben hatte. Sewing hat den Bereich neu aufgestellt. Aus dem weltweiten Aktienhandel etwa zog sich die Deutsche Bank ganz zurück.

Vor Steuern erzielte die Investmentbank im vergangenen Jahr 3,2 Milliarden Euro Gewinn - nach 502 Millionen ein Jahr zuvor. Damit lieferte die lange verlustreiche Sparte praktisch den gesamten Gewinn der Kernbank, also der Bereiche ohne die konzerneigene Abbaueinheit für Altlasten. Die Privatkundenbank verzeichnete 2020 einen Verlust vor Steuern von 124 Millionen Euro.

Der Handel mit Anleihen und Währungen florierte, das Beratungs- und Emissionsgeschäft lief bestens. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - in der Investmentbank stiegen binnen Jahresfrist um ein Drittel auf rund 9,3 Milliarden Euro. Im Gesamtkonzern kletterten die Erträge von rund 23,2 Milliarden auf gut 24 Milliarden Euro.

Sewing betonte: "In unserem Kapitalmarktgeschäft geht es nicht um Wertpapierhandel als Selbstzweck. Es geht darum, unsere Kunden zu unterstützen, allen voran Unternehmen, Institutionen und Staaten." Selbst im Falle einer Normalisierung der Märkte rechne der Vorstand für 2022 mit 8,5 Milliarden Euro Ertrag in der Investmentbank.

Im Gesamtjahr 2019 hatte der Konzernumbau, der mit dem Abbau Tausender Jobs verbunden ist, tiefe Löcher in die Bilanz gerissen. Unter dem Strich stand ein Minus von gut 5,7 Milliarden Euro.

Die Zahl der Vollzeitkräfte im Konzern lag Ende 2020 mit 84 659 um 2938 niedriger als ein Jahr zuvor. Auf die Frage, ob es nach wie vor das Ziel sei, die Zahl der Vollzeitstellen bis Ende 2022 um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 zu drücken, sagte Sewing: "Unser Hauptziel ist, unsere Kosten zu senken. Dazu ist es leider notwendig, dass wir auch die Anzahl der Beschäftigten weiter senken." Der grundsätzliche Weg habe "weiterhin absolut Bestand".

Bei den Kosten tritt der Vorstand noch stärker auf die Bremse. Die - unter anderem um Aufwendungen für den Umbau bereinigten - Kosten sollen nach jüngsten Plänen bis 2022 auf 16,7 Milliarden Euro gesenkt werden. Zuvor lag die Zielmarke bei 17 Milliarden. 2020 wurden das Zwischenziel 19,5 Milliarden erreicht. Weiteres Potenzial sieht das Management in der Abbaueinheit. Sparen will die Bank zudem nach positiven Erfahrungen mit Homeoffice und Videokonferenzen in der Pandemie auch bei Büros und Reisen.

Das Netz eigener Filialen in Deutschland soll 2021 um gut 100 Standorte auf 400 schrumpfen. Bei der zum Konzern gehörenden Postbank sollen binnen zwei Jahren 100 von zuletzt 800 Standorten aufgegeben werden.

Deutlich mehr Geld als im Vorjahr stellte die Bank wegen der Pandemie für mögliche Kreditausfälle zurück. 2020 summierte sich die Risikovorsorge auf rund 1,8 Milliarden Euro - nach 723 Millionen ein Jahr zuvor. Wie viele Wettbewerber stellt sich die Deutsche Bank darauf ein, dass die Zahl der Firmenpleiten 2021 zunehmen wird. Finanzvorstand James von Moltke zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Deutsche Bank 2021 weniger Geld für gefährdete Darlehen zurücklegen muss als 2020.

Während die Deutsche Bank ihre Rosskur weitgehend hinter sich hat und erste Früchte erntet, beginnt bei der Commerzbank erst das Großreinemachen. Der seit Januar amtierende Konzernchef Manfred Knof, der von der Deutschen Bank kam, verordnete dem teilverstaatlichten MDax-Konzern in einem von Zinstief und Digitalisierung geprägten Umfeld einen harten Sparkurs. 10 000 Vollzeitstellen werden gestrichen und damit etwa ein Viertel der zuletzt knapp 40 000 Jobs. In Deutschland halbiert die Commerzbank die Zahl ihrer Filialen von 790 auf 450 fast. Im Ausland gibt das Institut 15 Standorte auf. Der Commerzbank-Aufsichtsrat billigte am Mittwoch in einer Sondersitzung mehrheitlich die Sparpläne des Vorstands bis 2024.

Noch im Frühjahr 2019 hatte es so ausgesehen, als könnten Commerzbank und Deutsche Bank gemeinsam prosperieren. Doch der Traum von der Fusion platzte. Aktuell scheinen die großen deutschen Privatbanken, die beide auf eine 150-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken, weiter entfernt denn je: Die Commerzbank schloss das Jahr 2020 nach vorläufigen Zahlen mit knapp 2,9 Milliarden Euro Verlust ab.

Unterdessen will die Deutsche Bank ihre Anteilseigner nach zwei Nullrunden bei der Dividende wieder am Unternehmenserfolg beteiligen: Für das Geschäftsjahr 2021 ist eine Gewinnausschüttung angestrebt. Sewing bekräftigte: "Wir stehen fest zu unseren Plänen, ab 2022 fünf Milliarden Euro an Kapital an unsere Aktionäre zurückzugeben."/ben/stw/DP/jha/