(Wiederholt den am 7. Juli gesendeten Hintergrund um im ersten Satz des zweiten Absatzes klarzustellen, dass Eike Bürgel eine Frau ist)

London (Reuters) - Schon die letzten Olympischen Spiele waren teuer für die Versicherer: Drei Milliarden Dollar hat sie die Verschiebung der weltgrößten Sportveranstaltung 2020 in Tokio wegen der Corona-Pandemie wohl gekostet.

In diesem Jahr, in Paris, steht die Angst vor Terrorangriffen angesichts der Kriege in Gaza und der Ukraine, aber auch vor Cyberattacken im Vordergrund. Die Allianz ist der offizielle Versicherungspartner der Spiele vom 26. Juli bis 11. August und der folgenden Paralympics - aber längst nicht der einzige. Auch am Londoner Versicherungsmarkt Lloyd's haben das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die französischen Veranstalter Versicherungsschutz eingekauft. 

"Wir sind uns der geopolitischen Situation bewusst, in der die Welt ist", sagte Eike Bürgel, die bei der Allianz für die Olympischen und Paralympischen Spiele verantwortlich ist. "Wir sind davon überzeugt, dass das IOC und das Organisationskomitee zusammen mit den französischen Behörden die richtigen Maßnahmen ergreifen, wenn es vor Ort zu Herausforderungen kommt."

Der Chef der Pariser Polizei schätzt islamistische Attacken als das größte Sicherheitsrisiko für die Spiele ein. In Saint Etienne war im Mai ein Mann verhaftet worden, der unter Verdacht geraten war, während der Spiele einen Anschlag auf das Stadion der Stadt im Namen des IS vorbereitet zu haben. Dort werden Spiele des olympischen Fußballturniers ausgetragen. Das zeige, dass die Gefahr für die Spiele weiterhin real sei, sagte Adam Carrier von der Krisenmanagement-Beratung Another Day. Dass die israelische Mannschaft dabei sei, tue ein übriges, heißt es in Versichererkreisen. Bei bestimmten Bedrohungslagen könnte die Eröffnungsfeier, die eigentlich am Ufer der Seine stattfinden soll, verlegt werden.

VERSCHIEBUNG WEGEN CORONA KOSTETE 3 MILLIARDEN DOLLAR

Zwei Insidern zufolge haben sich bereits im Mai das IOC und führende Versicherer getroffen, um Maßnahmen zur Reduzierung des Risikos zu beraten. Versicherungs-Experte Marcos Alvarez von Morningstar sagte, ein tödlicher Anschlag in Paris könnte um einige Milliarden teurer für die Versicherer werden als die drei Milliarden Dollar, die sie für die Verschiebung in Tokio zahlen mussten.

Das IOC kauft den Versicherungsschutz für die Olympischen Spiele normalerweise Jahre im Voraus, in der Regel im Umfang von 800 Millionen Dollar. Äußern wollte es sich dazu unter Berufung auf Vertraulichkeitsvereinbarungen nicht. Es gehe darum, einen Teil der Betriebskosten zu decken", wenn die Spiele ausfielen, erklärte das IOC nur. Separat davon deckt sich das nationale Organisationskomitee ein, ebenso Fernsehanstalten, Sponsoren und Reiseveranstalter. Seit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York 2001 sind Terrorattacken bei den standardmäßigen Ausfall-Policen ausgeschlossen, sie können aber extra versichert werden.

Aber nicht nur Anschläge, auch Cyberangriffe mit Künstlicher Intelligenz könnten Olympia empfindlich treffen - sei es beim Kartenverkauf, Betrügereien oder einer Manipulation der Fernseh-Live-Übertragungen, sagt Edel Ryan, der beim Versicherungsmakler Marsh in Großbritannien für Sport und Unterhaltung zuständig ist. Möglicherweise müssten in diesem Fall Entscheidungen zumindest verschoben oder sogar abgesagt werden. "Logistisch wäre das ein Alptraum", sagt Imogen Mitchell-Webb von der auf Versicherungen spezialisierten Anwaltskanzlei HF. "Um Dinge zu verlegen, ist kein Platz im engen Zeitplan."

(Mitarbeit: Karolos Grohmann; Geschrieben von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)