Sehr geehrte Damen und Herren,
der größte östliche Mitgliedsstaat der EU, Polen, sorgt aktuell für Sorgenfalten auf der Stirn vieler führender EU-Politiker. Bei der letzten Parlamentswahl am 25. Oktober 2015 hat dort die katholisch-nationalkonservative Partei 'Recht und Gerechtigkeit' (PiS) mit 235 von 460 Mandaten die absolute Mehrheit im Parlament errungen.
Die neue Regierung hat daraufhin keine Zeit vergeudet, um, wie es Polens Außenminister Witold Waszczykowski kürzlich in einem Interview mit der 'Bild' ausdrückte, den 'Staat von einigen Krankheiten zu heilen, damit er wieder genesen kann.' Speziell auf das umstrittene Mediengesetz angesprochen, sagte er: 'Als müsse sich die Welt nach marxistischem Vorbild automatisch in nur eine Richtung bewegen - zu einem neuen Mix von Kulturen und Rassen, eine Welt aus Radfahrern und Vegetariern, die nur noch auf erneuerbare Energie setzen und gegen jede Form der Religion kämpfen.'
Die EU-Kommission wird nun am 13. Januar darüber beraten, ob Polen gegen rechtsstaatliche Prinzipien der EUverstoßen hat und ein ordentliches Verfahren im Rahmen des sogenannten Rechtsstaalichkeitsmechanismus eingeleitet wird. Zuvor hatte der zuständige Vize-Kommissionschef Frans Timmermans zwei Brandbriefe nach Warschau geschickt, die allerdings von Waszczykowski mit den Worten kommentiert wurden: 'Da schreibt ein EU-Beamter, der durch politische Beziehungen ins Amt kam, einer demokratisch gewählten Regierung. Woher nimmt er das Recht dazu?'
Aber auch die liberalere Vorgängerregierung war gegenüber einengenden Regelungen aus Brüssel eher kritisch bis gegnerisch eingestellt. So hatte Polen im Gesetzgebungsverfahren zur Einführung der Marktstabilitätsreserve (MSR) eine Gruppe von Ländern angeführt, welche sich gegen einen früheren Start als 2021 stemmten. Nachdem dies keinen Erfolg hatte, nutzt Polen nun die letzte noch verbliebene Möglichkeit, den beschlossenen Start am 01.01.2019 doch noch zu verhindern, und hat hierzu offiziell Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht. Vergleichbare Verfahren haben sich in der Vergangenheit stets über viele Jahre hingezogen, was sich möglicher Weise als Belastung für den CO2-Markt auswirken könnte. Andererseits bleiben die übergeordneten, einstimmigen Entscheidungen zu den CO2-Reduktionszielen auf europäischer Ebene und im Rahmen des gerade beschlossenen Weltklimavertrages hiervon völlig unberührt.
Die letzte Woche des Jahres 2015 brachte beim Handel mit den europäischen Verschmutzungsrechten keine weiteren Überraschungen. Im dünnen Handel bewegte sich der Preis in einer schmalen Range seitwärts. Auch beim Rohöl und beim Euro stagnierte die Kursentwicklung. In dieser Woche finden noch keine Auktionen statt und etliche Handelsplätze bleiben urlaubsbedingt unbesetzt. Daher können wir uns wohl auf eine weitere ruhige Handelswoche einstellen.
(Durchschnittliche Börsenkurse / OTC) | |||
Instrument | 31.12.15 | 24.12.15 | Veränderung |
EUA (Spotmarkt) | 8,22 EUR | 8,19 EUR | +0,03 EUR |
EUA(Dezember-2015-Future) | 8,29 EUR | 8,26 EUR | +0,03 EUR |
CER (Spotmarkt) | 0,51 EUR | 0,50 EUR | +0,01 EUR |
ICEBrent Crude Oil (Benchmark Future) | 37,61 USD | 37,92 USD | -0,31 USD |
EURO(Currency, Forex) | 1,0861 USD | 1,0965 USD | -0,0104 USD |
(Die durchschnittlichen Börsenkurse und OTC-Preise zeigen das jeweilige Mittel von Angebot und Nachfrage verschiedener Handelsplätze für CO2-Emissionsrechte. Bid und Ask weichen üblicherweise mehrere Cent vom Mittelwert ab. Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den CER-Kursen handelt es sich um CP2-CERs, welche im Rahmen des EU-ETSVerwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information.)
Bei Rückfragen steht Ihnen unser Händlerteam jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Advantag Brokerage GmbH
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