--BIP sinkt kalenderbereinigt um 0,1 Prozent

--BIP dürfte im vierten Quartal um 0,3 Prozent gesunken sein

--Dank BIP-Stagnation im 3Q keine "technische Rezession"

(NEU: Revidierte Quartalsraten für 2023)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr leicht geschrumpft. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, sank das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozent, nachdem es 2022 um 1,8 Prozent gestiegen war. Es war der erste BIP-Rückgang seit 2020. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten ein Minus von 0,4 Prozent prognostiziert. Preis- und kalenderbereinigt belief sich der Rückgang auf 0,1 Prozent, was den Erwartungen entsprach.

Für das vierte Quartal rechnet Destatis mit einem BIP-Rückgang von 0,3 Prozent. Im dritten Quartal hatte das BIP nach revidierten Angaben stagniert, so dass eine technische Rezession vermieden wurde. Wie die Statistiker mitteilten, wurden die BIP-Quartalsraten für die ersten drei Quartale 2023 auf plus 0,1 und jeweils 0,0 Prozent revidiert.

Der preisbereinigte Privatkonsum sank 2023 inflationsbedingt um 0,8 Prozent und der Staatskonsum um 1,7 Prozent. Der Staat lieferte damit erstmals seit 2020 keinen Wachstumsbeitrag, was allem am Wegfall staatlich finanzierter Corona-Maßnahmen wie Impfungen und Ausgleichszahlungen für freie Bettenkapazitäten in Krankenhäusern lag. Die Bauinvestitionen sanken um 0,8 Prozent, die Ausrüstungsinvestitionen dagegen erhöhten sich um 3,0 Prozent. Die Ausfuhren sanken um 1,8 Prozent und die Einfuhren um 3,0 Prozent, wodurch sich ein positiver Außenbeitrag ergab.

Die Bruttowertschöpfung insgesamt sank um 0,1 Prozent. Im produzierenden Gewerbe (ohne Bau) sank sie um 2,0 Prozent, was vor allem an einer deutlich niedrigeren Energieerzeugung lag. Im verarbeitenden Gewerbe ging die Bruttowertschöpfung um 0,4 Prozent zurück, im Baugewerbe stieg sie um 0,2 Prozent.

Den größten preisbereinigten Zuwachs bei der Bruttowertschöpfung verzeichnete der Bereich Information und Kommunikation (plus 2,6 Prozent) und knüpfte damit an seine langjährige, nur im ersten Corona-Jahr 2020 gebremste Wachstumsgeschichte an. Der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (plus 1,0 Prozent) und die Unternehmensdienstleister (plus 0,3 Prozent) konnten ebenfalls leicht zulegen. Dagegen ging die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im zusammengefassten Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe um 1,0 Prozent zurück. Das lag vor allem am Groß- und am Einzelhandel, die deutlich nachgaben, während der Kraftfahrzeughandel und der Verkehrsbereich zulegten.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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January 15, 2024 04:41 ET (09:41 GMT)