Berlin (Reuters) - In Deutschland zählt fast jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte zu den Geringverdienern.

Bundesweit hätten im Jahr 2020 rund 18,7 Prozent der Vollzeitarbeitnehmenden weniger als zwei Drittel des mittleren monatlichen Bruttolohns erhalten, heißt es in einer am Donnerstag verbreiteten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Das seien höchstens 2284 Euro brutto monatlich oder weniger. Am stärksten betroffen seien Frauen mit 25,4 Prozent, während bei den Männern der Geringverdieneranteil mit 15,4 Prozent geringer sei. Besonders hoch sei der Anteil im Gastgewerbe, in der Leiharbeit und in der Land- und Forstwirtschaft. Dort arbeiteten mehr als die Hälfte der Vollzeitkräfte im unteren Entgeltbereich.

Auch regional zeigen sich große Unterschiede in der Studie, für die die Verfasser auf Entgeltdaten der Bundesagentur für Arbeit (BA) zurückgreifen. Im Osten Deutschlands betrage der Geringverdieneranteil 29,1 Prozent, im Westen 16,4 Prozent. Bundesweit seien die Anteile der Geringverdiener seit 2011 von damals 21,1 Prozent in kleinen Schritten kontinuierlich gesunken, und zwar im Osten stärker als im Westen. Da gleichzeitig die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt wuchs, entwickelte sich die Zahl der Betroffenen aber unterschiedlich: Im Osten sei sie um gut 320.000 gesunken, im Westen aber um mehr als 200.000 Beschäftigte gestiegen.