Berlin (Reuters) - Schnell steigende Corona-Infektionen heizen vor der Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag die Debatte über schärfere Maßnahmen an.

"Die Länder sollten jetzt in Erwägung ziehen, Gastronomie, Bars, Clubs und Veranstaltungsorte zu schließen", sagte der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Alternativ könne man auch flächendeckende Tests auch für Geimpfte und Genesene einführen. Dagegen plädiert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dafür, am Freitag noch keine neuen Verschärfung zu beschließen. "Mir ist es lieber, wir beraten morgen und entscheiden dann lieber ein paar Tage später, wenn die wissenschaftliche Basis definitiv besser ist", sagte er "Bild im TV".

Hintergrund sind die schnell steigenden Infektionszahlen wegen der Omikron-Virus-Variante. FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner warnte, dass sich die Zahl der Neuinfektionen kurzfristig drastisch erhöhen wird. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Donnerstag 64.340 Corona-Neuinfektionen. Das sind 21.570 Fälle mehr als am Donnerstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg bundesweit auf 285,9 von 258,6 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen angesteckt haben.

Die Spitzen von Bund und Ländern wollen am Freitag das weitere Vorgehen beschließen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat bereits die Verkürzung der Isolations- und Quarantäne-Pflichten angekündigt und wird dabei von den Länder-Gesundheitsministern unterstützt. Weiteres Thema der Beratungen soll die Ankurbelung der Impfkampagne sein.

Lauterbach warnte vor einem Verzicht auf die geplante Impfpflicht. Diese sei wichtig, um im Herbst zu verhindern, "dass wir dann schon wieder vor diesen Problemen stehen, die wir jetzt haben", sagt er der "Welt". Schließlich sei es sehr unwahrscheinlich, dass Omikron die letzte Corona-Variante sein werde. Eine Durchseuchung als eine Art "schmutzige Impfung" sei keine Alternative. Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus forderte die Ampel-Regierung in der ARD auf, einen Vorschlag zur allgemeinen Impfpflicht vorzulegen.

Der seit Tagen sichtbare Anstieg der Zahlen wird vor allem auf die Ausbreitung der hochansteckenden Virus-Variante Omikron zurückgeführt, die in anderen europäischen Ländern und den USA bereits für Höchststände gesorgt hat. In Deutschland liegt der Schwerpunkt weiter in Norddeutschland: Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen den höchsten Wert - die Inzidenz ist auf 715,3 nach oben geschossen. Aber auch Schleswig-Holstein und Brandenburg sowie die Großstädte Berlin und Hamburg liegen nun über einer Inzidenz von 400.

In Nordrhein-Westfalen soll die Testpflicht an Schulen ausgeweitet werden. Ab Schulstart am kommenden Montag sollen auch Geimpfte und Genesene verpflichtend an den regelmäßigen Tests teilnehmen, teilte das Schulministerium mit.