Europas größte Volkswirtschaft ist im Rennen um kritische Mineralien ins Hintertreffen geraten. Das liegt zum Teil an der Abneigung gegen das schmutzige Geschäft des Bergbaus, aber auch am Vertrauen in den freien Markt, sagen deutsche Regierungsvertreter.

Dies hat zu einer Abhängigkeit von China geführt, das in großem Umfang in den Bergbausektor im ressourcenreichen Südamerika und in die Verarbeitung von Rohstoffen investiert hat.

Die steigende Nachfrage nach kritischen Mineralien und geopolitische Bedenken führen nun aber dazu, dass die Versorgung besser gesichert und diversifiziert werden soll, z.B. durch Abnahmevereinbarungen, Beteiligungen an Minen oder möglicherweise den Aufbau eigener Verarbeitungskapazitäten in Deutschland.

Deutschland mit seiner starken Autoindustrie ist besonders darauf bedacht, mehr Lithium zu sichern, das ultraleichte Metall, das für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge entscheidend ist. Argentinien und Chile liegen an der Spitze des südamerikanischen "Lithium-Dreiecks", in dem sich die weltweit größten Vorkommen des ultraleichten Batteriemetalls befinden.

Das neue deutsch-chilenische Abkommen, das eine jahrzehntealte Partnerschaft ablöst, zielt darauf ab, die Zusammenarbeit in diesem Sektor zu intensivieren, zum Beispiel durch ein jährliches bilaterales Forum und staatliche Instrumente zur Förderung des Handels wie Investitionsgarantien.

Angesichts der Umwelt-, Arbeits- und Sozialprobleme im Bergbau, die für Unmut gesorgt und Projekte in diesem Sektor vereitelt haben, sei Deutschland mit seinen hohen Standards ein idealer Partner, sagte Scholz.

"Wir wollen Chile auf dem Weg zu einem nachhaltigen Bergbausektor helfen", sagte Scholz auf einer Pressekonferenz mit seinem chilenischen Amtskollegen in Santiago de Chile auf der zweiten Etappe seiner Reise.

Ein neues Gesetz, das in diesem Jahr in Kraft getreten ist, verlangt zum Beispiel die Einhaltung hoher Standards in der gesamten Lieferkette der Unternehmen. Deutschland wolle auch sicherstellen, dass der Bergbau mehr Arbeitsplätze in den Herkunftsländern schaffe, sagte Scholz.

"Es gibt diesen Ausdruck - Extraktivismus - dass alles einfach aus der Erde herausgeholt wird. Aber das ist keine gute Sache, wenn das alles ist, was passiert", sagte Scholz.

"Die Frage ist: Können wir nicht dafür sorgen, dass die erste Runde der Verarbeitung, die Hunderte, wenn nicht Tausende von Arbeitsplätzen schafft, in den (Quell-)Ländern stattfinden kann? Das würde auch eine Menge Transportkosten sparen."

Ein bolivianisch-deutsches Lithium-Joint-Venture, das 2018 unterzeichnet wurde, scheiterte zwei Jahre später an den innenpolitischen Unruhen.