Renens (awp) - Der Telekomanbieter Salt liebäugelt mit der Börse. Salt-Besitzer NJJ des französischen Telekomunternehmers Xavier Niel prüft zusammen mit Salt verschiedene Finanzierungsoptionen.

Darunter sei auch ein Börsengang, gab Salt am Mittwoch in einer Investorenpräsentation bekannt. Ein Börsengang sei eine Option, sagte Salt-Chef Pascal Grieder am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Alle weiteren Schritte wie beispielsweise Strukturierung, Timing oder Ort der Börse "werden wir zur gegebenen Zeit kommunizieren". Weitere Details wollte Grieder nicht nennen.

Damit würde nach der Rückzug von Sunrise von der Schweizer Börse wieder ein zweiter Schweizer Telekomkonzern neben der Swisscom an einem Handelsplatz kotiert. Sunrise war im vergangenen Jahr von Konkurrentin UPC und deren Mutterkonzern Liberty Global gekauft worden und hatte sich danach von der Schweizer Börse verabschiedet.

Auch Sunrise UPC wieder auf dem Parkett möglich

Mittelfristig könnte sogar Sunrise UPC wieder den Gang aufs Parkett wagen, wenn die Fusion der beiden Telekomanbieter abgeschlossen ist. Derzeit "verlieren wir daran keine Gedanken", hatte Konzernchef André Krause Anfang Monat bei der Vorlage der Quartalsergebnisse erklärt. "Für die nächsten Monate sind wir gut damit beschäftigt, die Integration erfolgreich voranzubringen."

Aber die UPC-Muttergesellschaft Liberty Global hatte bei der Übernahme von Sunrise erklärt, man prüfe dann alle Optionen - wobei ein Börsengang eine Variante sei. Liberty Global-Chef Mike Fries sagte damals: "Die Chancen dafür stehen sehr gut. Wir haben kein Problem mit börsennotierten Unternehmen, unsere Tochter in Belgien ist ein börsennotiertes Unternehmen." Man schaue diese Option an, wenn UPC und Sunrise zusammengelegt seien und die Geschäfte gut laufen würden.

2015 hatte Sunrise beim damals grössten Börsengang in der Schweiz seit 2006 Einnahmen von rund 1,36 Milliarden Franken erzielt. Die gesamte Börsenkapitalisierung zum Eröffnungskurs betrug 2,3 Milliarden Franken.

Niel hat 2,8 Milliarden investiert

Kurz zuvor hatte der französische Milliardär Niel Ende 2014 Salt für umgerechnet 2,8 Milliarden Franken von der britischen Beteiligungsgesellschaft Apax gekauft. Ob Niel so einen Preis bei einem Börsengang wieder erzielen könnte, ist unklar.

Damals war der Mobilfunkanbieter noch deutlich grösser: Orange Schweiz, wie das Unternehmen seinerzeit noch hiess, erzielte einen Umsatz von 1,3 Milliarden Franken. Im Jahr 2020 waren es nur noch 993,3 Millionen Franken. Zudem hat Salt seither die allermeisten Handyantennenmasten verkauft. Überdies hat Niel auch jahrelang reichlich Dividenden von Salt bezogen, so dass er einen guten Teil des damaligen Kaufpreises wieder hereingeholt hat.

jb/rw