PARIS (dpa-AFX) - Frankreichs Bürgermeister haben kurz vor dem offiziellen Start der "nationale Debatte" konkrete Erwartungen an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron formuliert. "Wenn es nur darum geht, Beschwerden zu sammeln und am Ende großzügig zu sagen "Ich habe Sie verstanden", ohne dass etwas dahintersteckt - dann ist das sinnlos", sagte Vanik Berberian, Präsident des Verbands der Bürgermeister im ländlichen Raum, am Montagnachmittag nach einem Treffen mehrerer Bürgermeister mit Macron in Paris.

Die Bürgermeister spielen in der "nationalen Debatte", mit der Macron die "Gelbwesten"-Krise entschärfen will, eine zentrale Rolle. Sie findet unter ihrer Schirmherrschaft statt. Dabei können die Bürger Vorschläge zu den Themen Steuern, ökologischer Übergang, Demokratie und Migration sowie Staatsorganisation machen. Macron reist am Dienstag in die Normandie, um die Bürgerdebatte offiziell zu starten und trifft sich dort mit Bürgermeistern.

"Wir hoffen, dass diese Debatte eine Gelegenheit sein wird, eine Reihe von Dingen auf den Tisch zu legen", sagte Berberian weiter. Die Bürgermeister betonten, dass es wichtig sei, miteinander zu reden und dass Frankreich in erster Linie ein ländliches Land sei. Die "Gelbwesten" haben immer wieder kritisiert, dass ihrem Empfinden nach besonders der ländliche Raum abgehängt sei.

Premierminister Édouard Philippe kündigte am Montagabend nach Kritik an der Organisation des Bürgerdialogs in einer Mitteilung die Einsetzung eines Gremiums an, das die Unabhängigkeit der Debatte garantieren soll. Zwei der fünf Mitglieder werden von der Regierung ernannt, drei vom Präsidenten der Nationalversammlung, des Senats sowie des Wirtschafts-, Sozial- und Umweltrates.

Zunächst sollen Philippe zufolge regionale Initiativsitzungen stattfinden. Anschließend können Bürger ihre Beiträge auch auf einer Webseite hinterlegen oder per Post schicken. Bürger sollen auch eigene Debatten organisieren können. Vom 1. März an sollen bei regionalen Bürgerkonferenzen Franzosen mit Vertretern verschiedener Interessengruppen zusammenkommen.

"Alle Bürgermeister, die dies wünschen, können zur Großen Nationalen Debatte beitragen, indem sie eine oder mehrere Debatten in ihren Gemeinden organisieren oder die Organisation erleichtern", heißt es weiter. Unter der Aufsicht des Unabhängigkeitsgremiums sollen schließlich alle Beiträge veröffentlicht, analysiert und an den Präsidenten und die Regierung zurückgegeben werden.

Die Opposition hatte zuvor Kritik an Macrons thematischen Vorgaben geübt. Besonders die Linken warfen ihm vor, wichtige Themen wie die Wiedereinführung der umstrittenen Vermögenssteuer auszuklammern./nau/DP/zb