Das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel) hat vor zu viel Optimismus beim Blick auf die positiven Wachstumszahlen für 2022 gewarnt und sieht die Konjunktur im laufenden Jahr im Kriechgang. "Die deutliche Zunahme des BIP im abgelaufenen Jahr darf über die krisenbedingten Einbußen nicht hinwegtäuschen. Ohne Energiepreisschock und hartnäckige Lieferengpässe wäre ein doppelt so kräftiger Anstieg der Wirtschaftsleistung möglich gewesen", erklärte Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW Kiel. Der Spielraum für den weiteren Aufholprozess habe im vergangenen Jahr bei rund 4 Prozent gelegen. Dieser sei aber bei weitem nicht erreicht worden.

Mit Vorsicht blickt das Institut auch auf die Wachstumsaussichten für das laufende Jahr. Der Konjunktur stehe "zunächst ein weiterer Kriechgang bevor, insbesondere der private Konsum wird angesichts der massiven Kaufkraftverluste schwach sein", sagte Kooths. Erst in der zweiten Jahreshälfte sei mit einer leichten Belebung zu rechnen. Alles in allem rechnet das IfW Kiel mit einem BIP-Anstieg um 0,3 Prozent. "Verglichen mit den Aussichten vom Winter 2021 dürfte die Wirtschaftsleistung in den Jahren 2022 und 2023 zusammen rund 180 Milliarden Euro niedriger ausfallen", sagte Kooths.

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January 13, 2023 05:08 ET (10:08 GMT)