Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht weiterhin überwiegend Risiken dafür, dass die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum schwächer als prognostiziert verlaufen könnte. In dem von EZB-Präsidentin Christine Lagarde verlesenen geldpolitischen Statement heißt es, die Risiken seien weiterhin abwärts gerichtet, aber nicht mehr so stark wie zuvor. Der Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus gebe Anlass zur Hoffnung. Lagarde sagte, dass es für den kurzfristigen Ausblick ebenfalls Abwärtsrisiken gebe. "Der Output dürfte im vierten Quartal gesunken sein", sagte sie. Auch die Aktivität im ersten Quartal dürfte wegen Corona und die gegen die Pandemie ergriffenen Maßnahmen belastet werden.

Seit der Ratssitzung am 9./10. Dezember 2020 haben die meisten Euro-Staaten ihre Lockdowns wegen rascher steigender Corona-Infektionszahlen verlängert und verschärft. Zugleich sind allerdings die Unsicherheiten im Bezug auf den EU-Austritt Großbritanniens und den politischen Kurs der USA gewichen. Zudem sind weltweit Impfkampagnen angelaufen. Lagarde hatte vor diesem Hintergrund kürzlich in einem Interview die Einschätzung geäußert, dass die im Dezember veröffentlichten Wachstumsprojektionen noch valide seien.

Die Inflationsraten werden nach Einschätzung des Rats in den nächsten Monaten steigen, vor allem wegen des Auslaufens der Mehrwertsteuerreduzierungen. Der unterliegende Preisdruck dürfte aber wegen der schwachen Nachfrage gedämpft bleiben.

Zuvor hatte der Rat beschlossen, die Leitzinsen und die Wertpapierkaufprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance unverändert zu lassen. Erst im Dezember hatte die EZB ein sechspunktiges Maßnahmepaket auf den Weg gebracht, das in Reaktion auf die erwartete längere Dauer der Corona-Pandemie eine Verlängerung früherer Maßnahmen vorsah.

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January 21, 2021 08:51 ET (13:51 GMT)