OTTAWA (awp international) - Die kanadische Notenbank hat trotz einer ungewissen Zukunft der Beziehungen zum wichtigsten Handelspartner USA ihre Geldpolitik abermals gestrafft. Der Leitzins werde um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent angehoben, teilte die Bank of Canada am Mittwoch in Ottawa mit. An den Finanzmärkten war mit dieser Entscheidung gerechnet worden. Zudem stellten die Währungshüter weitere Erhöhungen in Aussicht, wenn es auch damit keine Eile gebe.

Bereits im Vorjahr hatte die Notenbank zweimal ihren Leitzins angehoben und damit ihre Geldpolitik erstmals seit 2010 gestrafft. Zuletzt hatte eine robuste Entwicklung am kanadischen Arbeitsmarkt den Weg für eine weitere Zinsanhebung frei gemacht. Kanadas Wirtschaft läuft auf Hochtouren und die Arbeitslosenquote ist mit 5,7 Prozent so niedrig wie seit über 40 Jahren nicht. Die Notenbank rechnet mit einem Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr um 3,0 und dieses Jahr um 2,2 Prozent.

Das grösste Risiko sehen die Währungshüter in einem drohenden Scheitern der Verhandlungen mit den USA und Mexiko um das Freihandelsabkommen Nafta. Vergangene Woche gab es Medienberichte, wonach sich Kanadas Regierung auf einen Ausstieg der USA vorbereite. Auf Betreiben des südlichen Nachbarn wird der 1994 geschlossene Vertrag derzeit neu verhandelt. Die fünfte Verhandlungsrunde war im November ohne substanzielle Fortschritte zu Ende gegangen, die sechste Runde soll am 23. Januar in Montreal beginnen. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, aus der Nafta auszusteigen, sollten die Gespräche scheitern.

Der Schwenk in Richtung einer "protektionistischen globalen Politik" bleibe das Hauptrisiko mit Blick nach vorn, hiess es von Kanadas Notenbank. Die US-Steuerreform werde unterdessen kurzfristig einen leicht positiven Effekt für Kanada haben, weil eine steigende Nachfrage aus den USA die Exportwirtschaft stützen dürfte. Sie sei aber auch ein Risiko, wenn sie zu Investitionsverlagerungen in das südliche Nachbarland führen sollte./tos/jkr/he