Eine Auswahl an Kommentaren aus Tageszeitungen zu wichtigen Themen des Tages.

CORONA

Frankfurter Allgemeine: "Liegt halb Deutschland demnächst an einer der Kanzlerin angeblich von einer Virologin eingeflüsterten 'Corona-Leine'? Der keineswegs bundesweit geltende Radius von 15 Kilometern in Infektions-Hotspots ist nicht nur in der Boulevard-Presse zum Aufregerthema mutiert wie Monate zuvor schon das von vielen als lebensfremd empfundene Beherbergungsverbot. (...) Ob diese Regelung tatsächlich die Ausbreitung der Infektionen eindämmt, hängt entscheidend von der Akzeptanz in der Bevölkerung ab. Denn flächendeckend etwa durch Straßensperren kontrolliert werden soll diese Vorschrift nicht, wie die Polizei in Sachsen schon ankündigte. Wasser auf die Mühlen von 'Querdenkern' wäre das Erstellen von Bewegungsprofilen von Bürgern durch Erfassen ihrer Handy-Daten, wie es der Vertreter eines Kommunalverbandes vorschlägt. Auch so lässt sich Aufregung schüren."

Tagesspiegel: "Kanzlerin und Länderchefs müssen sich nicht Ende Januar treffen, sondern jetzt. Es muss viel mehr nach Mutanten gesucht werden - das wurde am Montagnachmittag auch angekündigt. Die Gesundheitsämter müssen ihre Kapazitäten zur Nachverfolgung auf die Mutanten konzentrieren. Krankenhaus- und Pflegepersonal sollte beiden Impfungen priorisiert werden. Forscher müssen unverzüglich beginnen können, Impfstoffe an bekannte und noch zu erwartende Mutanten anzupassen. Und FFP-2- müssen Alltagsmasken ablösen. Wahrscheinlich ist auch kurzfristig ein wirklich harter Lockdown nötig. Und jede vernunftbegabte Person müsste den privaten Lockdown freiwillig über die Vorgaben hinaus maximal antiviral gestalten. Auch da ist noch viel Luft nach oben. Wir befinden uns jetzt offiziell im evolutionären Rennen mit Sars-CoV-2 in allen seinen Varianten. Wir haben in diesem Rennen nur einen Vorteil: Wir haben, anders als das Virus, Gehirne."

Augsburger Allgemeine: "Die Forderung nach einer Handy-Überwachung des 15-Kilometer-Radius bei hohem Corona-Infektionsgeschehen ist gleich aus mehreren Gründen Unsinn. Erstens stehen auf dem Land die Funkmasten zu weit auseinander, um Positionen genau zu bestimmen. Zweitens fehlt für den schwerwiegenden Eingriff jegliche rechtliche Grundlage. Drittens würde die Polizei die Arbeit gar nicht schaffen, selbst wenn es eine gesetzliche Erlaubnis dafür gäbe."

DIE GRÜNEN

Frankfurter Rundschau: "Die Grünen: Entschieden unentschieden jenseits ihrer entschiedenen Unentschiedenheit in Sachen Koalitionen fordern sie vieles, das sich in einem Linksbündnis eher durchsetzen ließe als mit CDU und CSU: Vorrang für Ökologie, Investitionen in die öffentliche Daseinsvorsorge, "Garantiesicherung" statt Hartz IV. Hinzu kommt: Da die Grünen ausdrücklich "um die Führung des Landes" kämpfen wollen (Annalena Baerbock), spricht auch demoskopisch einiges für ein Linksbündnis. Ins Kanzleramt kommen sie höchstwahrscheinlich nur mit Grün-Rot-Rot. Aber warum sagen sie nicht, dass sie das wollen?"

SCHUTZ DES BUNDESTAGS

Kölner Stadt-Anzeiger: "Die Attacke in Washington sollte auch dem Bundestag in Berlin eine Warnung sein. Denn auch wenn wir keinen gemeingefährlichen Präsidenten haben und die AfD sich als politischer Arm des Rechtsextremismus in einer Krise befindet: Es gibt auch hier Menschen, die sich aufhetzen lassen. Untersuchungen zufolge ist etwa ein Drittel der Deutschen für Verschwörungstheorien empfänglich. Irrationalität und Militanz scheinen unter dem Eindruck der Covid-19-Pandemie eher noch zu wachsen. Die Corona-Krise forciert die Demokratie-Krise. Alarmierend ist überdies die Wehrlosigkeit der Sicherheitsbehörden, auf die der Sturm auf die Reichstagstreppe in Berlin einen Vorgeschmack gab."

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DJG/AFP/jhe

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January 11, 2021 14:14 ET (19:14 GMT)