Istanbul (Reuters) - Der Kursrutsch der Landeswährung und sich verteuernde Rohstoff-Importe haben die Inflation in der Türkei auf das höchste Niveau seit fast zwei Jahren klettern lassen.

Die Lebenshaltungskosten stiegen binnen Jahresfrist im April auf 17,14 Prozent, wie das türkische Statistikinstitut am Montag mitteilte. Damit bleibt die Inflation weit vom offiziellen Ziel einer Rate von fünf Prozent entfernt. Noch im März hatte die Teuerung bei 16,19 Prozent gelegen. Letztmalig hatte in der Türkei die Inflation im Mai 2019 so hoch gelegen.

Präsident Tayyip Erdogan hatte Mitte März überraschend Notenbankchef Naci Agbal entlassen und durch Sahap Kavcioglu ersetzt - einen erklärten Gegner einer straffen Geldpolitik. Seitdem hat die Landeswährung Lira rund 13 Prozent an Wert eingebüßt. Das trieb die Importkosten für die Türkei deutlich nach oben, die auf die Einfuhr von Rohstoffen aus dem Ausland angewiesen ist. Der Kurssturz der Lira spiegelt sich auch in den Erzeugerpreisen wider, die im April binnen Jahresfrist um 35,17 Prozent zulegten. Im März hatte das Plus noch bei 31,20 Prozent gelegen. Experten hatten wegen des erzwungenen Führungswechsels bei der Notenbank einen Anstieg der Inflation vorhergesagt.

In der vergangenen Woche hatte die Notenbank prognostiziert, dass die Inflation bis Jahresende auf 12,2 Prozent sinken wird. Im April sei der Höhepunk erreicht worden. Manche Analysten halten allerdings einen weiteren Anstieg der Teuerungsrate im Mai für möglich, vielleicht sogar auch im Juni, womit rasche Zinssenkungen erst einmal eher unwahrscheinlich wären. Der Leitzins in der Türkei liegt derzeit bei 19 Prozent. Da Staatspräsident Erdogan hohe Zinsen ablehnt, rechnen Experten nicht damit, dass die Zentralbank dieses Jahr die Zinsen weiter anhebt. Analysten zufolge ist die Glaubwürdigkeit der Währungshüter angekratzt, nachdem Erdogan innerhalb weniger Jahre drei Zentralbank-Gouverneure vor die Tür gesetzt hat.