Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist im Dezember 2022 im Vergleich zu den beiden Vormonaten weiter angestiegen, zeigt die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). "Dennoch war das Jahr 2022 insgesamt von niedrigen Insolvenzzahlen geprägt", erklärte das Institut. Die Zahl der Insolvenzen erreichte laut IWH-Insolvenztrend im Dezember mit 879 den höchsten Wert des vergangenen Jahres und lag 23 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im November waren es demnach 808 Insolvenzen, auch dies bis dahin der höchste Wert des Jahres.

Trotz des Anstiegs liegen die jüngsten Insolvenzzahlen unter dem langjährigen Mittelwert. Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 seien laut amtlicher Statistik im Dezember 968 Personen- und Kapitalgesellschaften insolvent gemeldet worden. Die Analyse des IWH zeige, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Dezember gemeldet wurde, knapp 9.000 Arbeitsplätze betroffen gewesen seien. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten liege damit wie auch im November deutlich über dem Niveau der vergangenen zwölf Monate.

"Wir erwarten für die kommenden Monate ähnlich hohe Insolvenzzahlen wie im Dezember 2022. Im Frühjahr könnten die Zahlen saisonbedingt noch weiter ansteigen", sagte IWH-Insolvenzforscher Steffen Müller. "Trotz des erwarteten Anstiegs werden die Insolvenzzahlen wohl auch bis zum Frühjahr 2023 nicht über das lang-jährige Mittel steigen."

Vor dem Hintergrund zahlreicher spezifischer Probleme in der Industrie, insbesondere Lieferengpässen und hoher Energiepreise, seien vergangenes Jahr 28 Prozent der von Insolvenz betroffenen Jobs auf die Industrie entfallen und damit deutlich mehr als in den Vorjahren. Dabei sei das Insolvenzgeschehen ungleich über die Monate verteilt gewesen. In der zweiten Jahreshälfte seien sowohl die Zahl der Insolvenzen als auch die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze spürbar angestiegen.

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January 10, 2023 04:30 ET (09:30 GMT)