Haarausfallbehandlung für Wählerstimmen? Südkoreas haarige Debatte

Südkoreas Präsidentschaftskandidat der Regierungspartei hat diese Woche eine Debatte ausgelöst, als er vorschlug, die Behandlung von Haarausfall durch die öffentliche Krankenversicherung abdecken zu lassen, was sowohl den Jubel einiger Wähler als auch Kritik an seiner populistischen Agenda hervorrief.

Lee Jae-myung, der Fahnenträger der Demokratischen Partei, machte dieses Versprechen, indem er sagte, dass fast 10 Millionen Menschen unter Haarausfall leiden, aber viele von ihnen Medikamente aus dem Ausland bestellen oder aufgrund der hohen Behandlungskosten auf Prostatamedikamente als Alternative zurückgreifen.

Sein Vorschlag löste bei einigen Menschen explosive Reaktionen aus. Ein 15-sekündiger Videoclip, in dem Lee einen Werbespot für Haarausfall parodiert, in dem er sagt, er sei der beste Kandidat für "Ihr Haar", fand weite Verbreitung und sorgte für Parodien in den sozialen Medien.

"Lasst uns Lee Jae-myung für uns implantieren", schrieb ein Nutzer als Antwort auf einen Beitrag mit Lees Slogans über Haarausfall, der in einer Online-Community für Haarausfall hochgeladen wurde.

Jeong Da-eun, eine Mutter von zwei Kindern, erzählte am späten Mittwoch bei einem von Lees Partei organisierten Treffen mit Wählern, die unter Haarausfall leiden, dass sie die medizinische Behandlung aufgegeben habe, da diese in sechs Monaten 4 Millionen Won (3.325 $) gekostet habe, und nun auf ein gutes Shampoo und Nahrung zurückgreife.

Doch das Versprechen löste bei anderen Kritik aus. Die Opposition bezeichnete es als den neuesten Punkt auf Lees populistischer Agenda. Ahn Cheol-soo, ein kleinerer Oppositionskandidat, der früher Arzt und Software-Magnat war, bezeichnete Lees Vorschlag als unverantwortlich und versprach, im Falle seiner Wahl die Preise für Generika zu senken und die Entwicklung neuer Therapien zu finanzieren.

Lee, der einmal sagte, er wolle ein "erfolgreicher Bernie Sanders" sein, ist durch seinen Vorstoß für ein universelles Grundeinkommen und sein aggressives Vorgehen gegen COVID-19 während seiner Amtszeit als Gouverneur der Provinz Gyeonggi bekannt geworden.

Lee Sang-ee, Professor an der medizinischen Fakultät der Jeju National University, sagte, dass die nationale Krankenversicherung ins Wanken geraten könnte, wenn sie Hunderte von Milliarden Won für die Deckung von Haarausfall ausgibt, obwohl sie eigentlich denjenigen helfen soll, die an schweren Krankheiten leiden.

Es gibt keine offiziellen Daten darüber, wie viele Südkoreaner an Haarausfall leiden. Der Nationale Krankenversicherungsdienst hat nur die jährlichen Zahlen der Personen, die im Krankenhaus behandelt wurden, bekannt gegeben, die sich im Jahr 2020 auf etwa 230.000 beliefen.

Lee Jae-myung sagte am Mittwoch, dass die Deckung von Haarausfall unter dem Aspekt der "Vollständigkeit des Körpers" notwendig sei, und seine Kampagne untersucht die möglichen finanziellen Auswirkungen.