London (Reuters) - In Großbritannien hat am Donnerstag die Parlamentswahl begonnen.

Umfragen zufolge steht das Vereinigte Königreich vor einem Machtwechsel. Die seit 14 Jahren regierenden Konservativen von Premierminister Rishi Sunak liegen in der Wählergunst weit hinter der Labour-Partei von Oppositionsführer Keir Starmer. Damit hat der 61-Jährige große Chancen, neuer Regierungschef in der Downing Street zu werden. Rund 50 Millionen Menschen ab 18 Jahren sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Wahllokale sind bis 22.00 Uhr (23.00 Uhr MESZ) geöffnet. Direkt nach deren Schließung veröffentlichen Fernsehsender Nachwahlbefragungen, offizielle detaillierte Zahlen werden in den frühen Morgenstunden am Freitag erwartet.

Starmer und Sunak nutzen den Wahlauftakt, um noch einmal Wähler zu mobilisieren. "Großbritannien kann heute ein neues Kapitel aufschlagen", sagte Starmer. "Wir können uns keine weiteren fünf Jahre unter den Konservativen leisten. Aber der Wechsel wird nur passieren, wenn Sie für Labour stimmen." Sunak warnte hingegen noch einmal vor einem Labour-Sieg. "Sie werden unserem Land und unserer Wirtschaft nachhaltig Schaden zufügen - genau wie sie es das letzte Mal taten, als sie an der Macht waren. Lassen Sie das nicht zu."

Starmer ist seit 2020 Labour-Chef. Auf ihn kämen im Falle eines Wahlsiegs viele Baustellen zu. Wegen knapper Kassen hätte er aber kaum Spielraum, um mit klassisch sozialdemokratischer Politik wie höheren Staatsausgaben gegenzusteuern. Labour müsste die Konjunktur nachhaltig ankurbeln und für mehr Investitionen die Privatwirtschaft an Bord holen. Denn immer noch leiden viele Menschen unter den Folgen der lange hohen Inflation. Zudem kriselt das Gesundheitssystem, und es werden zu wenig Wohnungen gebaut. Besonders umstritten ist zudem das Thema Einwanderung. Mit Spannung erwartet wird daher auch, wie die rechtspopulistische Partei Reform UK des Brexit-Hardliners Nigel Farage abschneidet.

(Bericht von Kate Holton, bearbeitet von Christian Rüttger und Klaus Lauer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)