Der Abwärtstrend an den Staatsanleihemärkten hat sich am Mittwoch vertieft. Die Renditen der US-Benchmarkanleihen erreichten neue 16-Jahres-Hochs, da die Anleger darauf wetten, dass die anhaltend hohen Zinsen das weltweite Wachstum verlangsamen und den Appetit auf riskantere Anlagen dämpfen werden.

Die Renditen von Staatsanleihen gingen später zurück, nachdem die US-Arbeitsmarktdaten für den privaten Sektor besser als erwartet ausgefallen waren, was den Aktien an der Wall Street half, sich von dem starken Ausverkauf vom Dienstag zu erholen.

Wachstumssorgen belasteten die Rohöl- und Goldpreise, und die europäischen Aktien gaben den dritten Tag lang nach, da die Aktien von Einzelhändlern aufgrund eines Rückgangs der Verbraucherausgaben fielen.

Die Tagesrallye bei Anleihen, deren Kurs sich umgekehrt zur Rendite verhält, war wahrscheinlich nur von kurzer Dauer, da sich der Markt nun auf den Arbeitslosenbericht für September am Freitag konzentrieren wird, so Kim Rupert, Managing Director of Global Fixed Income bei Action Economics in San Francisco.

"Der Ausverkauf war wirklich dramatisch. Er war rasant. Er war enorm", sagte Rupert. "Der Markt war so überverkauft, dass er nach einem Katalysator suchte, um sich zu erholen, und ihn in ADP fand.

Rupert bezog sich auf den nationalen ADP-Beschäftigungsbericht, aus dem hervorging, dass die Zahl der Arbeitsplätze in der US-Privatwirtschaft im September um 89.000 gestiegen ist - der geringste Zuwachs seit Januar 2021.

Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen erreichte mit 4,884% ein neues 16-Jahres-Hoch, während die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen zum ersten Mal seit August 2007 über 5% stiegen.

"ADP ist der Kanarienvogel in der Kohlenmine, dass sich die Dinge verlangsamen," sagte Rhys Williams, Chefstratege bei Sprouting Rock Asset Management in Bryn Mawr, Pennsylvania. "Die kommenden Arbeitsmarktberichte werden weniger robust ausfallen als in den vergangenen Monaten.

Der Markt ignorierte eine Umfrage des Institute for Supply Management (ISM), die zeigte, dass sich der US-Dienstleistungssektor im September verlangsamte, da die Auftragseingänge auf ein Neunmonatstief fielen. Die Inflation blieb jedoch hoch und die Beschäftigung verlangsamte sich nur allmählich.

Die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft, 18 Monate nachdem die Federal Reserve begonnen hat, die Zinssätze zu erhöhen, um die Nachfrage abzukühlen, deutet darauf hin, dass die Geldpolitik noch einige Zeit straff bleiben könnte.

Die Markterwartungen für eine Zinserhöhung im November sind laut dem FedWatch Tool der CME Group von 28,2% am Dienstag auf 23,7% gesunken. Die Futures zeigten, dass der Tagesgeldsatz der Fed bis Juli nächsten Jahres über 5% bleibt, nachdem er am Dienstag bis September 2024 auf diesem Niveau notiert wurde.

Der MSCI-Index für Aktien aus aller Welt gewann 0,02% und der paneuropäische STOXX 600 Index schloss 0,14% niedriger.

An der Wall Street stieg der Dow Jones Industrial Average um 0,01% und der S&P 500 um 0,41%, während der Nasdaq Composite um 0,96% zulegte.

Die europäischen Anleihen folgten der US-Routine, wobei die Renditen der 10-jährigen deutschen Benchmarkanleihen zum ersten Mal seit 2011 über 3% stiegen, bevor sie auf 2,968% fielen. Die 30-jährige Rendite des Landes kletterte auf ihr jüngstes 12-Jahres-Hoch.

Selbst Japans 10-jährige Rendite, die von der Bank of Japan (BOJ) gedeckelt wird, stieg um 4,5 Basispunkte auf ein Zehnjahreshoch, obwohl die BOJ am Mittwoch den Kauf von Anleihen im Wert von 4,5 Milliarden Dollar anbot.

Auch die Renditen australischer, kanadischer und britischer Staatsanleihen sind in dieser Woche stark angestiegen.

Die Bewegungen an den Anleihemärkten zogen Geld in den US-Dollar, der stärker war als der Euro. Der Dollar-Index, der den Wert der US-Währung gegenüber einem Korb anderer Währungen misst, gab um 0,25% nach.

Zuvor war der MSCI-Index für asiatisch-pazifische Aktien außerhalb Japans mit einem Minus von 1,1% auf ein 11-Monats-Tief gesunken und hatte damit zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang von mehr als 1% verzeichnet.

Die realen US-Renditen - unter Abzug der Inflation - liegen ebenfalls auf fast 15-Jahres-Hochs, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass sich die Inflationserwartungen am Markt kaum verändert haben.

DER MARSCH DES DOLLARS

Der Yen tendierte am Mittwoch stärker als 150 pro Dollar, nachdem ein unerwarteter, aber kurzzeitiger Anstieg in der vorangegangenen Sitzung Spekulationen über eine mögliche Intervention der japanischen Behörden zur Stützung der Währung geschürt hatte.

Die japanische Währung hatte am Dienstag die Marke von 150 pro Dollar durchbrochen, bevor sie plötzlich auf 147,3 schoss. Es gab keine Bestätigung aus Tokio, wo der japanische Finanzminister und der oberste Währungsdiplomat sich nicht direkt zu dem Schritt geäußert haben.

Der Yen notierte zuletzt bei 149,10 pro Dollar.

Der Vormarsch des Dollars drückte den Euro über Nacht auf den tiefsten Stand seit 10 Monaten bei $1,0448 und das Pfund Sterling auf ein Siebenmonatstief bei $1,20535.

Der Euro notierte zuletzt bei $1,05 und damit 0,3% höher als am Vortag. Das Pfund Sterling stieg in ähnlichem Umfang auf $1,212.

"Im Moment ist der Devisenmarkt ein Zuschauer", sagte SocGen-Stratege Kit Juckes, "er beobachtet die Treasuries und wartet darauf, dass sie etwas brechen."

Nach Ansicht der Fed-Beamten lösen die steigenden Renditen langfristiger US-Staatsanleihen noch keine Alarmglocken aus.

Die Ölpreise fielen um mehr als 5%, nachdem berichtet wurde, dass Russland sein Dieselfahrverbot in den kommenden Tagen aufheben könnte, und nachdem Daten der US-Regierung auf eine schwache Nachfrage nach Benzin hindeuteten.

Die US-Rohöl-Futures fielen um $5,01 auf $84,22 pro Barrel, während Brent um $5,11 auf $85,81 nachgab.

Der Goldpreis gab zum achten Mal in Folge nach, da die gestiegenen Renditen von Staatsanleihen und die Erwartung, dass die Fed die Zinsen länger hochhalten wird, die Stimmung der Anleger belasteten.

Die US-Goldfutures schlossen 0,4% niedriger bei $1.834,80 je Unze.