Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Riester- und Rürup-Produkte können mit ihrer Rendite nach Angaben der Bürgerbewegung Finanzwende in der Regel nicht einmal die Verluste durch Inflation ausgleichen. Das hätten Berechnungen von Finanzwende Recherche ergeben. Damit sei der sogenannte Kundennutzen nicht gegeben. "Die Bafin sagt sehr klar, dass kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen für Kundinnen und Kunden einen angemessenen Nutzen haben müssen", sagte die Leiterin des Bereichs Verbraucherschutz bei Finanzwende Recherche, Britta Langenberg. "Davon sind wir aktuell weit entfernt."

Für ihre Berechnungen haben die Expertinnen und Experten der gemeinnützigen Organisation den Angaben zufolge insgesamt 111 Riester- und Rürup-Produkte für die staatlich geförderte Altersvorsorge untersucht, die im Herbst 2023 angeboten wurden. Als wesentliches Merkmal für Kundennutzen definierten sie dabei einen Ausgleich der Inflation, der dem Ziel der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank entspricht - also eine Renditeerwartung von mindestens 2 Prozent über die gesamte Laufzeit des Produkts. Nur zwei Rürup-Produkte und kein einziges Riester-Produkt hätten aber über die gesamte Vertragszeit eine Rendite von 2 Prozent erreicht.

"Wer mit Riester- oder Rürup-Renten real kein Geld verlieren will, muss also sehr alt werden - den Berechnungen zufolge bei typischen Angeboten im Schnitt 99 (Riester) oder gar 100 Jahre (Rürup)", hieß es von Finanzwende. Hauptgrund für das schwache Gesamtergebnis bei den Renditen sei die Rentenzeit, sagte Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein, der die Zahlen errechnet hat. Bei bestehenden Verträgen könne es zwar sein, dass die Konditionen etwas besser ausfallen als bei den untersuchten Verträgen. Das ändere aber nichts daran, dass Riester- oder Rürup-Produkte derzeit zu wenig mögliche Rendite für Kunden böten, sagte Langenberg. "Es wird Zeit, dass wir klare Anforderungen für staatlich geförderte Rentenverträge festlegen", forderte sie.

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