BERLIN (Dow Jones)--Die Familienunternehmen blicken mit mehr Zuversicht in das neue Jahr als vor zwölf Monaten. Nach einer Umfrage unter 1.033 Mitgliedern der Verbände Die Familienunternehmen und Die Jungen Unternehmer erwarten 56 Prozent der Befragten, dass ihr operatives Geschäft in diesem Jahr wächst oder stark wächst. Das ist ein Anstieg um 10 Prozentpunkte gegenüber der Umfrage vor einem Jahr. Allerdings bereiten der Fachkräftemangel, die Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise den Unternehmen zunehmend Sorge.

"Die aktuelle Lage des deutschen Arbeitsmarktes hellt sich trotz der Pandemie erfreulich auf. Die Arbeitslosenzahl sinkt, es gibt immer weniger Bezieher von Kurzarbeitergeld und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt, weshalb das Reservoir an Fachkräften immer geringer wird", erklärte Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Verbands Die Familienunternehmen. "Auch weil den Betrieben schlichtweg das nötige Personal fehlt, verzögern sich immer häufiger Lieferzeiten oder Aufträge müssen sogar abgelehnt werden."

Die Familienunternehmen begrüßten daher die Pläne der neuen Bundesregierung, die Fachkräftezuwanderung aus Nicht-EU-Staaten um ein Punktesystem zu ergänzen. Qualifizierte Zuwanderung müsse ohne komplizierte bürokratische Hürden möglich sein, wie der Verband erklärte.

Denn mit Blick auf das Jahr 2022 steht der Fachkräftemangel mit 67 Prozent ganz oben auf der Sorgen-Liste der Unternehmen. Im Vorjahr waren es 39 Prozent. Mit 53 Prozent der Unternehmer geht gut die Hälfte der Befragten davon aus, dass sich der Fachkräftemangel noch vergrößern wird. Vier von zehn Betrieben beabsichtigen, die Zahl der Arbeitsplätze zu erhöhen. Bei den Ausbildungsplätzen sind es 16 Prozent.

Sarna Röser, Bundesvorsitzende des Verbands Die Jungen Unternehmen, forderte, dass in den Schulen verstärkt wirtschaftliches Wissen gelehrt werden müsse. Darüber hinaus müsste man jungen Menschen und deren Eltern vermitteln, dass eine solide Ausbildung genauso viel Wert sei wie ein Universitätsabschluss. "Nicht jeder Schüler muss Abi machen. Nicht jeder Abiturient muss studieren. Hier muss sich auch das Mindset in der Gesellschaft ändern", sagte Röser.

Auf Platz zwei und drei der Sorgen-Liste der Unternehmen folgen Lieferengpässe (66 Prozent) und steigende Rohstoffpreise (63 Prozent).

"Darüber schwebt wie ein Damoklesschwert weiterhin die Debatte um ein Lieferkettengesetz der Europäischen Union. Das könnte die Lieferengpässe noch verschärfen, wenn es weit über die Vorgaben des deutschen Sorgfaltspflichtengesetzes hinausgeht", warnte von Eben-Worlée.

Und auch die steigenden Energiekosten würden für immer mehr Unternehmen zum Problem. Waren es vor einem Jahr nur 28 Prozent, denen die steigenden Energiekosten Sorge bereiteten, hat sich die Zahl mit aktuell 59 Prozent mehr als verdoppelt. Die Familienunternehmen forderten daher von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dass er bei der grünen Transformation die Folgen für die Wirtschaft und die Beschäftigten immer mitdenken sollte.

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January 04, 2022 04:37 ET (09:37 GMT)