FRANKFURT (awp international) - Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) bewertet die allmähliche Rückkehr der Inflation im Euroraum zurückhaltend und hält eine lockere Geldpolitik weiterhin für nötig. Zwar habe die Teuerungsrate zuletzt zugelegt, sagte Mario Draghi am Donnerstag nach einer Sitzung des geldpolitischen Rates. "Es gibt aber keine überzeugenden Anzeichen für einen Aufwärtstrend bei der Kerninflation."

Bei der Kerninflation werden unter anderem die stark schwankungsanfälligen Energiepreise herausgerechnet. Die Inflation steige derzeit vor allem wegen der jüngsten Erholung bei den Energiepreisen, sagte Draghi.

DRAGHI: SUBSTANZIELLE GELDPOLITISCHE UNTERSTÜTZUNG NÖTIG

Zurückhaltend äusserte sich der EZB-Chef auch zum Wirtschaftswachstum. Er sehe zwar Anzeichen für eine etwas stärkere Erholung der Weltwirtschaft. Es gebe aber weiterhin Risiken. Eine substantielle geldpolitische Unterstützung sei daher nach wie vor angezeigt.

Eine Verringerung der Wertpapierkäufe wurde Draghi zufolge am Donnerstag nicht diskutiert. Man sei mit den im Dezember getroffenen Entscheidungen zufrieden. Die Notenbanker hatten im Dezember ihr seit März 2015 laufendes milliardenschweres Wertpapierkaufprogramm um neun Monate bis Ende 2017 verlängert. Ab April sollen aber monatlich nur noch Wertpapiere im Volumen von 60 Milliarden statt bislang 80 Milliarden Euro gekauft werden.

KEINE STELLUNGNAHME ZU TRUMP - DRAGHI: KEIN WECHSELKURSZIEL

Zum politischen Kurs des baldigen US-Präsidenten Donald Trump wollte sich Draghi nicht äussern. Es sei dafür "noch sehr früh". Auf einen Währungskrieg will er sich jedenfalls nicht einlassen. Die EZB peile mit ihrer Geldpolitik keinen bestimmten Wechselkurs an, sagte Draghi. Trump hatte zuletzt über Twitter den US-Dollar als "zu stark" bezeichnet und moniert, dies habe Nachteile für die Wettbewerbsfähigkeit von US-Unternehmen.

Zuvor hatte die EZB bekanntgegeben, die Leitzinsen unverändert zu lassen und keine Veränderungen an den geplanten Wertpapierkäufen vorzunehmen. Ökonomen hatten dies erwartet.

Der Euro gab während der EZB-Pressekonferenz nach und fiel auf ein Tagestief von 1,0601 Dollar./tos/jkr/stw