WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Schwächephase in der deutschen Industrie nimmt vorerst kein Ende. Im November mussten die Industrieunternehmen beim Auftragseingang überraschend einen Dämpfer einstecken. Im Monatsvergleich seien die neuen Aufträge um 1,3 Prozent gesunken, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Im Jahresvergleich sackten die Aufträge um 6,5 Prozent ab. Ausschlaggebend war eine schwache Entwicklung bei Großaufträgen.

Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt einen Zuwachs um 0,2 Prozent erwartet. Allerdings war die Auftragsentwicklung im Vormonat besser als bisher gedacht ausgefallen. Das Bundesamt revidierte den Auftragseingang für Oktober nämlich nach oben. Demnach habe es im Monatsvergleich einen Zuwachs um 0,2 Prozent gegeben, nachdem zunächst ein Rückgang um 0,4 Prozent gemeldet worden war.

Das Bundeswirtschaftsministerium verwies darüber hinaus auf den Zweimonatsvergleich. Demnach seien die Ordereingänge in den Monaten November und Oktober im Vergleich zu September und August um 0,1 Prozent gestiegen. Das Ministerium geht davon aus, dass sich die Auftragseingänge "in den vergangenen Monaten auf niedrigem Niveau stabilisiert haben".

Eine Einschätzung, die der Chefvolkswirt Deutschland der ING-Bank, Carsten Brzeski, nicht teilt. Er kann mit Blick auf die Auftragsdaten weiterhin keine Zeichen einer Bodenbildung in der deutschen Industrie erkennen. Seiner Einschätzung nach bleibt die Lage weiterhin "düster". Ganz ähnlich äußerte sich Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Er sagte, dass die "Misere" im verarbeitenden Gewerbe anhalte und die Rezessionsgefahren in Deutschland "keinesfalls gebannt" seien.

Ausschlaggebend für die enttäuschende Entwicklung im November war ein Rückschlag bei den Großaufträgen. "Ohne Berücksichtigung der Großaufträge lag der reale Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe im November 2019 saison- und kalenderbereinigt 1,0 Prozent höher als im Vormonat", teilte das Bundesamt weiter mit.

Auffallend ist bei den November-Daten auch ein starker Rückgang der Aufträge aus dem Ausland, die im Monatsvergleich um 3,1 Prozent sanken. Aus dem Inland legten die Ordereingänge hingegen um 1,6 Prozent zu.

Chefvolkswirt Jörg Krämer von der Commerzbank rechnet in den kommenden Monaten trotz der enttäuschenden Auftragsdaten eher mit einer Stabilisierung der Lage und verwies auf die jüngste Entwicklung von Frühindikatoren für die deutsche Industrie. Er geht davon aus, dass "der Rückgang der Industrieproduktion in den kommenden Monaten schrittweise ausläuft"./jkr/bgf/jha/