Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist im Dezember im Vergleich zum Vormonat um rund 2 Punkte gestiegen und liegt nun bei 87,6 Punkten. Damit bleibe die 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt, weiterhin deutlich entfernt, konstatierte das Institut. Dennoch habe der Barometerwert erstmals seit Juli wieder etwas zulegen können. "Trotz der jüngsten haushaltspolitischen Turbulenzen zeigen sich vor allem im privaten Konsum Anzeichen für ein verhaltenes Wirtschaftswachstum in Deutschland im vierten Quartal", sagte Timm Bönke, Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik.

Sinkende Inflation und steigende Reallöhne gäben den Verbrauchern Zuversicht. "Die Menschen haben nicht nur wieder mehr Geld in der Tasche, sondern geben dieses auch vermehrt aus." Allerdings erreicht diese verhaltene Zuversicht laut DIW bislang nicht alle Bereiche der Wirtschaft. Die Erwartungen bei den Unternehmen seien nach wie vor gedämpft. Gerade aus der Industrie seien zunächst kaum Wachstumsimpulse zu erwarten.

Zwar zeigten die jüngsten Ifo-Konjunkturumfragen für Produktionsaktivität und Auftragslage ein etwas besseres Bild als in den vergangenen Monaten, allerdings sei das Geschäftsklima insgesamt nach vier Anstiegen in Folge etwas zurückgegangen. Dafür hätten vor allem die gesunkenen Erwartungen hinsichtlich des zukünftigen Geschäfts gesorgt. Hier dürfte auch die erwartete Streichung von Subventionen durch die Bundesregierung infolge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts eine Rolle spielen.

Hingegen sehe es im Dienstleistungssektor etwas besser aus. Die Einzelhandelsumsätze hätten zuletzt spürbar zugelegt, entsprechend seien auch die Umsatz- und die Beschäftigungserwartungen gewachsen. Hierbei mache sich die deutlich abgeschwächte Inflation bei gleichzeitig steigenden Nominallöhnen bemerkbar und kurbele den privaten Konsum an. Der angesichts der konjunkturellen Schwächephase weiterhin stabile Arbeitsmarkt dürfte diese Entwicklung nach wie vor stützen. Auch wenn die Beschäftigung zuletzt weniger stark zugenommen habe, sei kein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten.

"Insgesamt ist das Jahr 2023 für die deutsche Wirtschaft zwar enttäuschend verlaufen", resümierte DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. "Das Dezember-Barometer lässt jedoch hoffen. Es gilt nun, rasch die haushaltspolitischen Unsicherheiten zu beseitigen und die Weichen entschlossen auf Zukunftsinvestitionen und Verlässlichkeit zu stellen."

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December 21, 2023 04:30 ET (09:30 GMT)