Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


RKI: Inzidenz in Deutschland erstmals seit drei Monaten unter 100 

Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland liegt erstmals seit drei Monaten wieder unter der Marke von 100. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sank der Wert am Donnerstag auf 98. Zuletzt hatte die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb dieses Zeitraums - am 29. Oktober unter 100 gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist ein wesentlicher Maßstab von Bund und Ländern für die Verhängung und Lockerung von Corona-Restriktionen. Ziel der Bundesregierung ist es, den Wert auf unter 50 zu drücken. Zuletzt unter 50 gelegen hatte der Wert am 20. Oktober. Der bisherige Höchstwert wurde mit 197,6 am 22. Dezember erreicht.


SPD-Fraktion sieht Spahn verantwortlich für Impfdesaster 

Die SPD-Fraktion im Bundestag sieht bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Hauptschuld für den massiven Mangel an Impfstoffen. Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft sei Spahn der Chef der EU-Gesundheitsminister gewesen, und da könne er sich nicht hinter Brüssel und den Entscheidungen der EU-Kommission verstecken, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Carsten Schneider, im ZDF-Morgenmagazin. Zuständig für die knauserige Impfbeschaffung seien EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Spahn gewesen. "Das ist ein Triumvirat", so Schneider. Schneider beklagte, die SPD-Fraktion sei nicht informiert worden, als Biontech der EU-Kommission im November noch 200 Millionen Impfdosen angeboten habe. "Wenn Sie mich gefragt hätten, ob wir dafür 3 oder 4 Milliarden ausgeben, hätte ich gesagt, natürlich", so der SPD-Parlamentsgeschäftsführer. Dies nicht zu tun, sei "ein schwerwiegender Fehler" gewesen.


EP-Vize Barley fordert Einsicht in Astrazeneca-Vertrag 

Die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Katarina Barley (SPD), hat eine Offenlegung des Vertrags zwischen der EU-Kommission und dem Pharmahersteller Astrazeneca über die Impfstofflieferung gefordert. Er sei weder für die Öffentlichkeit noch für die europäischen Parlamentarier einsehbar, sagte Barley im Deutschlandfunk. "Das ist wirklich ein Problem." Es gebe offenbar eine Übereinkunft zwischen der EU und Astrazeneca, den Vertrag nicht zu veröffentlichen, und der Pharmahersteller wehre sich weiter dagegen. Barley zog Parallelen zu dem Vertrag mit dem Tübinger Pharmahersteller Curevac, wo die wichtigsten Passagen geschwärzt gewesen seien. Barley betonte aber auch, sie halte es nicht für sinnvoll, gegen Astrazeneca zu klagen: Es gehe gerade nicht um Geld, sondern um Impfdosen.


Heftige Ausschreitungen im Libanon bei Protesten gegen Corona-Auflagen 

Im Libanon ist es am dritten Abend in Folge bei Protesten gegen die Corona-Beschränkungen zu schweren Ausschreitungen gekommen. In der Hafenstadt Tripoli im Norden des Landes lieferten sich Demonstranten am Mittwoch Straßenschlachten mit der Polizei. Nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA wurden dabei 226 Menschen verletzt.


EU und Astrazeneca können Streit um Vakzin-Lieferung nicht ausräumen 

Die EU-Kommission und das Pharmaunternehmen Astrazeneca haben ihren Streit über die Lieferung von Corona-Impfstoff bei einem weiteren direkten Gespräch offenbar nicht beilegen können. Beide Seiten bezeichneten die Beratungen am Mittwochabend zwar als "konstruktiv". Doch beklagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, dass es weiterhin einen "Mangel an Klarheit" über den Zeitplan für die Versorgung der EU mit dem Astrazeneca-Vakzin gebe.


Norwegen macht Grenzen wegen Mutanten weitgehend dicht 

Angesichts der weltweiten Ausbreitung ansteckenderer Varianten des Coronavirus schließt Norwegen die Grenzen des Landes für fast alle Ausländer. Ab Mitternacht in der Nacht zu Freitag werde Norwegen die striktesten Einreisebeschränkungen seit Mitte März einführen, sagte die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg auf einer Pressekonferenz. "Die Grenze wird praktisch für alle geschlossen sein, die nicht in Norwegen leben", sagte Solberg. Es werde nur wenige Ausnahmen geben, darunter für Mitarbeiter im Gesundheitswesen aus Schweden und Finnland.


Biontech möchte "mehr als 100%" der versprochenen Impfdosen liefern 

Der deutsche Impfstoffhersteller Biontech will der EU möglichst mehr von seinem Produkt liefern als eigentlich geplant. "Natürlich arbeiten wir daran, die Lieferverringerung bei den Ampullen auch wieder auszugleichen und im ersten Quartal sogar mehr als 100 Prozent der Dosen zu liefern", sagte Finanzvorstand Sierk Poetting der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. Wegen Umbaumaßnahmen in einem belgischen Werk liefern Biontech und sein US-Partner Pfizer derzeit weniger Impfstoff an die EU als vorgesehen.


WHO: Britische Variante inzwischen in 70 Ländern verbreitet 

Die neuen Varianten des Coronavirus breiten sich in immer mehr Ländern aus: Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte, wurde die zunächst in Großbritannien registrierte Mutante inzwischen in 70 Ländern nachgewiesen. Das waren zehn Länder mehr als eine Woche zuvor. Auch für die zunächst in Südafrika nachgewiesene Mutante verzeichnete die WHO ein größeres Verbreitungsgebiet. Die Zahl der betroffenen Länder stieg innerhalb von einer Woche um acht auf 31. Für die zuerst in Brasilien aufgetauchte Mutante gab die WHO nun an, dass acht statt zuvor sechs Länder betroffen seien.


Portugal streicht alle Flugverbindungen mit Brasilien 

Die portugiesische Regierung hat angekündigt, dass ab Freitag alle Flugverbindungen mit Brasilien gestrichen werden. Zur Begründung wurden die Zunahme der Corona-Infektionen und die Entdeckung neuer Mutanten des Virus angeführt. Zwischen Brasilien und der ehemaligen Kolonialmacht Portugal gibt es traditionell enge Beziehungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte unterdessen mit, dass die zunächst in Brasilien festgestellte Mutante inzwischen in acht Ländern nachgewiesen worden sei. In Brasilien wurden zuletzt täglich mehr als 1.000 Corona-Todesfälle registriert. Seit Pandemie-Beginn starben in dem Land mit 212 Millionen Einwohnern bereits mehr als 218.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus.


Italien investiert 81 Mio Euro in eigenen Corona-Impfstoff 

Angesichts der schleppenden Versorgung mit Corona-Impfstoffen investiert die italienische Regierung 81 Millionen Euro in die Produktion eines eigenen Vakzins. Gesundheitsminister Roberto Speranza teilte mit, dass sich die Regierung in Rom an dem Biotechnologie-Unternehmen Reithera beteiligen werde, das derzeit an einem Impfstoff gegen das Coronavirus forscht. Die mit der Anti-Corona-Strategie beauftragte Behörde Invitalia hatte bereits mitgeteilt, dass der Staat sich mit 30 Prozent an dem Unternehmen beteiligen werde. Reithera soll nach Angaben von Invitalia mit Subventionen und Krediten unterstützt werden. Das von dem in Rom ansässigen Unternehmen produzierte Vakzin befindet sich in der Testphase.


AfD wirft Bundesregierung "Angstpolitik" vor 

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Armin-Paulus Hampel hat die Bundesregierung für eine "Angstpolitik" während der Corona-Pandemie verantwortlich gemacht. "Eine vernünftige Bundesregierung hat nicht Angst zu schüren, sondern sie hat den Menschen Hoffnung zu machen", sagte Hampel im Deutschen Bundestag während einer Aktuellen Stunde zur Corona-Krise. Die Regierung hätte sagen sollen, dass es eine Krankheit gebe. Aber, die gute Nachricht sei, dass 85 Prozent der Infizierten von dieser Krankheit "gar nicht oder nur leicht bedroht" seien. Lediglich 15 Prozent der Infizierten seien "gefährdet", ein geringer Teil an Leib und Leben. Er kritisierte zudem den unzureichenden Schutz der älteren Menschen durch die Regierung.

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January 28, 2021 03:12 ET (08:12 GMT)