Das Barometer für ihre Konjunkturerwartungen im kommenden halben Jahr stieg im Januar überraschend kräftig um 3,0 auf 20,4 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 212 Analysten und Anlegern mitteilte. Das ist der beste Wert seit Mai 2017. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit 17,8 Zählern gerechnet. Die momentane Lage wird sogar so positiv bewertet wie noch nie seit Beginn der Umfrage 1991, obwohl Deutschland auch vier Monate nach der Bundestagswahl noch ohne neue Regierung dasteht.

"Die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen für Deutschland einen optimistischen Ausblick für das erste Halbjahr 2018", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. "Der wichtigste Wachstumstreiber des vergangenen Jahres, der private Konsum, dürfte nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer auch in den nächsten sechs Monaten das Wachstum beflügeln." Auch werde das weltwirtschaftliche Umfeld in Europa und den USA besser beurteilt als noch Ende 2017.

"Die konjunkturelle Situation ist hervorragend", sagte der Chefvolkswirt der Liechensteiner VP Bank, Thomas Gitzel. "Selbst der starke Euro wird nicht zum Stimmungskiller." Allein seit Jahresbeginn verteuerte sich die Gemeinschaftswährung um zwei Prozent, was deutsche Waren in Übersee teurer macht. Dessen ungeachtet rechnet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) wegen der anziehenden Weltwirtschaft mit einem deutlich stärkeren Wachstum der Exporte. Sie dürften in diesem Jahr um "mindestens sechs Prozent" zulegen, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier zur Nachrichtenagentur Reuters. Im Herbst war lediglich von 4,5 Prozent die Rede. Kommt es wie nun prognostiziert, würden die Exporte stärker zunehmen als im Schnitt der vergangenen 25 Jahre mit 5,3 Prozent.

Die deutsche Wirtschaft ist 2017 um 2,2 Prozent und damit schon das achte Jahr in Folge gewachsen. Für dieses Jahr sagen von Reuters befragte Ökonomen sogar 2,4 Prozent voraus.