Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf eine behutsame Straffung der US-Geldpolitik gibt den europäischen Börsen Auftrieb.

Zusätzlichen Rückenwind erhielten sie von den mit Erleichterung aufgenommenen US-Inflationsdaten. Der Dax stieg am Mittwoch um 0,4 Prozent auf 16.010,32 Punkte und der EuroStoxx50 um 0,8 Prozent auf 4315,09 Zähler. An der Wall Street rückte der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,1 Prozent vor. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel dagegen um 0,6 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief von 95,087 Zählern.

Die US-Verbraucherpreise stiegen wie erwartet im Dezember um sieben Prozent zum Vorjahreszeitraum. "Sieben Prozent Inflation, na und?!", fragte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. "Mit den Daten wurden lediglich die Erwartungen des Marktes bestätigt, dass die US-Notenbank demnächst die Zinsen erhöhen wird."

Vor diesem Hintergrund griffen Investoren auch bei Staatsanleihen wieder zu. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland auf plus 1,736 beziehungsweise minus 0,057 Prozent.

Mut mache Börsianern zudem die Nominierungsanhörung von Jerome Powell vor dem US-Senat, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Der Fed-Chef bestätigte zwar erneut, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Inflation in den Griff bekommen zu wollen, dabei aber dann vielleicht doch nicht so schnell vorzugehen, wie noch aus dem Sitzungsprotokoll zu Beginn des Jahres von den Anlegern herausgelesen wurde."

NICKEL AUF 10-JAHRES-HOCH

Am Rohstoffmarkt setzte Nickel seinen Höhenflug fort. Das Industriemetall legte zeitweise 4,4 Prozent zu und war mit 22.745 Dollar je Tonne so teuer wie zuletzt vor mehr als zehn Jahren. Die Lagerbestände haben sich in den vergangenen fünf Monaten halbiert und sind so niedrig wie zuletzt vor rund zwei Jahren. Grund hierfür sei der Elektroauto-Boom, sagt Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. "Denn Batterien mit einem hohen Nickelanteil werden nach wie vor von den Autoherstellern präferiert."

Im Windschatten erreichte das für Lebensmitteldosen benötigte Zinn ein Rekordhoch von 41.490 Dollar je Tonne. Kupfer stieg um 3,2 Prozent auf 10.026 Dollar. Vor diesem Hintergrund erreichte der Index für die europäische Bergbau-Branche zeitweise ein Elf-Jahres-Hoch von 656,65 Punkten.

Dank der schwindenden Angst vor einem Rückschlag für die Weltwirtschaft durch die Omikron-Variante des Coronavirus deckten sich Investoren auch mit Rohöl ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 84,72 Dollar je Barrel (159 Liter). "Omikron ist jetzt die Geschichte von gestern", sagte Luca Paolini, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Pictet. Der Index für die europäische Öl- und Gasbranche stieg um bis zu 2,5 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 300,15 Punkten.

TEAMVIEWER ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN - OCUGEN IM AUFWIND

Am deutschen Aktienmarkt sorgte Teamviewer mit einem Kursplus von fast 1,5 Prozent für Aufsehen. Das ist der zweitgrößte Tagesgewinn der Firmengeschichte. Das Quartalsergebnis der Softwarefirma habe zwar die Erwartungen übertroffen, schrieb DZ Bank-Analyst Armin Kremser. "Andererseits sehen wir die positive Entwicklung nicht als wirkliche Überraschung an, da der Vorstand nach der Gewinnwarnung den neuen Ausblick extrem konservativ gestaltet hatte."

Zulegen konnten auch die Papiere von Ocugen, die sich an der Wall Street um bis zu 11,5 Prozent verteuerten. Dem Entwicklungspartner Bharat Biotech zufolge neutralisiert eine Auffrischungsimpfung mit dem Coronavirus-Vakzin der beiden Pharmafirmen sowohl die Delta- als auch die Omikron-Variante. Das Serum hat eine Notfall-Zulassung der Weltgesundheitsorganisation WHO.