Rom (Reuters) - Vor der anstehenden Präsidentenwahl in Italien hat sich der Mitte-Rechts-Block geschlossen für Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi ausgesprochen.

Die Parteien seien einhellig für den 85-Jährigen, teilte der Chef der rechten Lega, Matteo Salvini, am Donnerstag mit. Allerdings hat der Mitte-Rechts-Block alleine nicht genügend Stimmung für eine Wahl des skandalumwitterten Medienunternehmers. Zudem hat auch Ministerpräsident Mario Draghi Interesse am Präsidentenamt signalisiert. Sollte er gewählt werden, müsste inmitten der Corona-Pandemie aber ein neuer Chef für die Einheitsregierung gefunden oder die Parlamentswahl um ein Jahr vorgezogen werden.

Salvini hatte zuletzt erklärt, dass seine Partei bereit wäre, in der Einheitsregierung zu bleiben, auch wenn Draghi gehen würde. Er bekräftigte aber zugleich, dass es ihm lieber wäre, der frühere Chef der Europäischen Zentralbank würde Ministerpräsident bleiben. Berlusconis Partei Forza Italia hatte einen Rückzug aus der Einheitsregierung angekündigt, sollte Draghi Präsident werden. Das Parlament in Rom kommt am 24. Januar zur Wahl eines neuen Staatsoberhauptes zusammen. Es gibt keine offiziellen Kandidaten. Die Parteichefs versuchen aber in der Regel, einen für die jeweiligen Seiten akzeptablen Kandidaten auszuhandeln. Die Wahl in geheimer Abstimmung dauert dennoch oft mehrere Tage.

Berlusconi hatte bereits im Oktober durchblicken lassen, dass er für das Amt zur Verfügung stehe. Experten und politische Beobachter gehe allerdings davon aus, dass Berlusconi - der immer noch mit Prozessen im Zusammenhang mit seinen berühmt-berüchtigten "Bunga Bunga"-Sexpartys vor mehr als einem Jahrzehnt zu tun hat - wohl kaum die nötige breite Unterstützung für einen Wahlsieg bekommen werde. Selbst wenn alle Abgeordneten des Mitte-Rechts-Blocks für ihn stimmen würden, bräuchte Berlusconi immer noch mindestens 50 weitere Stimmen aus den Reihen der 113 unabhängigen Parlamentarier.

Riccardo Molinari, der Vorsitzende der Lega in der Abgeordnetenkammer, erklärte im Hörfunk, seine Partei wolle zwar, dass Berlusconi gewählt werde. Das Mitte-Rechts-Lager müsse aber einen Kandidaten finden, den auch das Mitte-Links-Lager unterstützen könne. "Es ist kein Geheimnis, dass Berlusconi eine spaltende Figur ist", sagte er. Am Freitag soll das Mitte-Rechts-Lager über das weitere Vorgehen beraten.

Das Staatsoberhaupt in Italien wird für eine Amtszeit von sieben Jahren gewählt und hat wie in Deutschland weitgehend repräsentative und formale Aufgaben. Das Amt ist in den vergangenen Jahren aber immer wichtiger geworden. So musste Amtsinhaber Sergio Mattarella mehrfach eingreifen, um in politischen Krisen zu vermitteln.