Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums haben ihre Kreditstandards für Unternehmenskredite im zweiten Quartal 2024 nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas weniger als erwartet gestrafft. Zugleich nahm die Nachfrage nach Unternehmenskrediten unerwartet weiter ab. Wie die EZB im Rahmen ihres Quartalsberichts zur Kreditvergabe mitteilte, überstieg der Prozentsatz der Banken mit strengeren Unternehmenskreditstandards den Prozentsatz von Instituten mit lockereren Standards um 3 Prozent. Die Banken selbst hatten einen Straffungssaldo von 6 Prozent erwartet.

Im ersten Quartal waren es ebenfalls 3 Prozent gewesen. Ursächlich war laut EZB vor allem die Risikotoleranz der Institute. Regional gesehen wurden die Kreditstandards vor allem in Deutschland und Frankreich gestrafft. Für das dritte Quartal 2024 wird eine Straffung von 5 Prozent prognostiziert.

Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dafür, welche Art von Krediten eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.

Netto 7 Prozent der Banken meldeten eine sinkende Nachfrage nach Unternehmenskrediten im zweiten Quartal. Erwartet worden war dagegen ein leichter Nachfrageanstieg, nach einem Rückgang um 28 Prozent im ersten Quartal.

Bei den Standards für Hauskaufkredite ergab sich ein Lockerungssaldo von 6 Prozent. Erwartet worden waren unveränderte Standards. Die Standards bei Konsumentenkrediten wurden leicht gestrafft (5 Prozent). Für beide Kreditkategorien waren unveränderte Standards erwartet worden. Das Gleiche ist nun auch für das dritte Quartal der Fall. Die Nachfrage nach Hauskaufkrediten nahm im zweiten Quartal deutlich zu (16 Prozent) und die nach Konsumkrediten ebenfalls (13 Prozent).

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo

(END) Dow Jones Newswires

July 16, 2024 04:00 ET (08:00 GMT)