--Straffungssaldo von 3 (Prognose: 6) Prozent

--Prognose für Straffungssaldo 3. Quartal ist 5 Prozent

--Kreditnachfrage sinkt unerwartet weiter

(NEU: Details aus dem Bericht der Europäischen Zentralbank)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums haben ihre Kreditstandards für Unternehmenskredite im zweiten Quartal 2024 nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas weniger als erwartet gestrafft. Zugleich nahm die Nachfrage nach Unternehmenskrediten unerwartet weiter ab. Wie die EZB im Rahmen ihres Quartalsberichts zur Kreditvergabe mitteilte, überstieg der Prozentsatz der Banken mit strengeren Unternehmenskreditstandards den Prozentsatz von Instituten mit lockereren Standards um 3 Prozent. Die Banken selbst hatten einen Straffungssaldo von 6 Prozent erwartet.

Im ersten Quartal waren es ebenfalls 3 Prozent gewesen. Ursächlich war laut EZB vor allem die Risikotoleranz der Institute. Regional gesehen wurden die Kreditstandards vor allem in Deutschland und Frankreich gestrafft. Für das dritte Quartal 2024 wird eine Straffung von 5 Prozent prognostiziert.


   Vor allem in Deutschland und Frankreich werden Kreditanträge abgelehnt 

Die Banken meldeten einen weiteren Nettoanstieg des Anteils der abgelehnten Kreditanträge für Unternehmen (6 Prozent). Ursächlich waren hauptsächlich Entwicklungen in Deutschland und Frankreich. Im Gegensatz dazu meldeten die italienischen Banken zum ersten Mal seit dem zweiten Quartal 2022 einen Rückgang des Anteils der abgelehnten Kreditanträge.

Der Rückgang der bei der EZB gehaltenen Überliquidität hatte nach Aussage der Banken einen nur begrenzten Einfluss auf Kreditstandards und -volumen. Für das zweite Halbjahr wird keine durchgreifende Änderung erwartet.

Wie die Umfrage außerdem zeigt, wirken Klimarisiken von Unternehmen und deren Bemühungen für den Umgang mit dem Klimawandel bei "braunen" Firmen in Richtung strafferer Kreditvergabekonditionen, bei "grünen" und solchen in einem "Übergang" zu einem geringeren CO2-Fußabdruck dagegen in Richtung lockerer Bedingungen. Netto 44 Prozent der Banken strafften ihre Kreditstandards für "braune" Firmen, netto 25 Prozent lockerten die für "grüne" Firmen.

Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dafür, welche Art von Krediten eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.


   Netto 7 Prozent der Banken melden sinkende Kreditnachfrage 

Netto 7 Prozent der Banken meldeten eine sinkende Nachfrage nach Unternehmenskrediten im zweiten Quartal. Erwartet worden war dagegen ein leichter Nachfrageanstieg, nach einem Rückgang um 28 Prozent im ersten Quartal.

Bei den Standards für Hauskaufkredite ergab sich ein Lockerungssaldo von 6 Prozent. Erwartet worden waren unveränderte Standards. Die Standards bei Konsumentenkrediten wurden leicht gestrafft (5 Prozent). Für beide Kreditkategorien waren unveränderte Standards erwartet worden. Das Gleiche ist nun auch für das dritte Quartal der Fall. Die Nachfrage nach Hauskaufkrediten nahm im zweiten Quartal deutlich zu (16 Prozent) und die nach Konsumkrediten ebenfalls (13 Prozent).

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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July 16, 2024 04:14 ET (08:14 GMT)