PEKING (dpa-AFX) - Unter chinesischer Führung hat die neue Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) ihre Arbeit aufgenommen. Bei einer Feierstunde am Samstag im Staatsgästehaus Diaoyutai in Peking sagte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, die Entwicklungsbank solle dem "enormen Infrastrukturbedarf" in Asien nachkommen. 57 Staaten sind Gründungsmitglieder der AIIB. Ihr Kapital beträgt 100 Milliarden US-Dollar (rund 91 Mrd Euro).

Nach China, Indien und Russland ist Deutschland der viertgrößte Geldgeber sowie das wichtigste Mitgliedsland, das nicht aus Asien stammt. Die USA und Japan beteiligen sich nicht an der Bank. Die AIIB wies Sorgen zurück, sie könne in Konkurrenz zu bestehenden globalen Finanzinstituten treten oder bei der Kreditvergabe nicht nach hohen internationalen Standards operieren.

"Die AIIB gehört allen Mitgliedsstaaten", sagte Chinas Präsident. Ihr Ziel sei es, gemeinsame Entwicklung in der Region und der ganzen Welt zu fördern. "Um erfolgreich zu sein, muss sie sich auf die Solidarität, die Zusammenarbeit und die Synergien aller Seiten stützen." Auf der Gründungssitzung sagte Chinas Premier Li Keqiang, Asien sei "ein Motor" für das globale Wachstum. Die AIIB soll die Finanzkanäle ausweiten, um Entwicklung zu fördern.

Die Gründung der neuen Entwicklungsbank sei "ein Meilenstein in der Reform der globalen Wirtschaftsordnung", sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Chinas Finanzminister Lou Jiwei. Die AIIB wolle mit bestehenden Finanzorganen wie der Weltbank oder der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) zusammenarbeiten, um in Asien die Infrastruktur aufzubauen und die Entwicklung zu fördern.

China wolle mit einem Infrastrukturausbau das Wachstumspotenzial der Region freisetzen, erklärte die Expertin Sandra Heep vom China-Institut Merics in Berlin. "Mit der AIIB leitet China eine bedeutende Trendwende in der Entwicklungszusammenarbeit ein, in der Infrastrukturprojekte lange Zeit verpönt waren." China wolle damit auch seiner eigenen Wirtschaft unter die Arme greifen.

"Insbesondere möchte Peking durch AIIB-finanzierte Infrastrukturprojekte seiner von Überkapazitäten geplagten Bauindustrie zu neuen Absatzmärkten und Investitionsmöglichkeiten verhelfen", sagte Heep. Wenn allerdings durch den Ausbau von Häfen, Straßen, Eisenbahnen und Telekommunikation eine neue Wachstumsdynamik in Asien entstehe, komme das auch dem Rest der Welt zugute.

China ist mit 26,06 Prozent der Stimmrechte praktisch eine Vetomacht. Für asiatische Mitglieder sind drei Viertel reserviert. Indien ist mit 7,5 Prozent und Russland mit 5,9 Prozent der Stimmrechte dabei. Deutschland hält 4,1 Prozent und zahlt 900 Millionen US-Dollar (824 Mio Euro) ins Gründungskapital. Für den Zeitraum 2016 bis 2019 gibt Berlin ferner Kreditgarantien von 3,6 Milliarden US-Dollar.

Bankpräsident ist der frühere chinesische Vize-Finanzminister Jin Liqun. Er genießt einen guten Ruf als erfahrener Banker, spricht fließend Englisch und hatte bereits führende Funktionen in der Asiatischen Entwicklungsbank und der Weltbank inne./lw/DP/edh