Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft dürfte im vergangenen Jahr gewachsen sein - vor allem dank der nach der Corona-Pandemie wieder angelaufenen Dienstleistungswirtschaft und trotz des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag um 10.00 Uhr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 Prozent melden wird.

Darin enthalten ist allerdings ein statistischer Überhang aus 2021 von 0,85 Prozent - knapp die Hälfte des Wachstums ist also ein rein rechnerischer Effekt. Das ist aber aus Sicht von Volkswirten nicht besonders spannend, weil nur die Durchschnittswerte zweier Jahre verglichen werden, was noch nichts über die wirtschaftliche Dynamik aussagt.

Im Mittelpunkt des Interesses wird daher wie üblich die Frage stehen, wie die Statistiker die Entwicklung im vierten Quartal einschätzen - was wiederum entscheidend für den statistischen Über- oder Unterhang für 2023 sein wird. In der Regel veröffentlichen sie nur eine informelle Schätzung oder machen eine Tendenzaussage. Unter Analysten gewinnt die Sichtweise an Popularität, dass das BIP entgegen früheren Erwartungen vielleicht doch nicht gesunken ist.

Sie verweisen darauf, dass die bisher verfügbaren Daten sogar einen kleinen Anstieg möglich erscheinen ließen. Allerdings sind Daten zum Dienstleistungssektor erst bis Oktober bekannt und Daten zu Produktion, Exporten sowie Einzelhandelsumsätzen bis November. Schlechte Dezember-Daten könnten das Bild also noch ändern. Möglich ist außerdem, dass die Statistiker frühere Quartale revidieren.

Zusammen mit der ersten BIP-Schätzung veröffentlicht Destatis außerdem den staatlichen Finanzierungssaldo für 2022.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/mgo

(END) Dow Jones Newswires

January 11, 2023 09:01 ET (14:01 GMT)