FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen verringern die Verluste bis Dienstagnachmittag. Konkrete marktbewegende Nachrichten gibt es nicht. Marktteilnehmer verweisen auf einen nervösen Handel bei hoher Volatilität. Die Nachrichtenlage zum Ukraine-Krieg ändert sich ständig und kann damit kaum bewertet werden. Putins Einmarsch in der Ukraine verändert die Politik in Europa und - möglicherweise - darüber hinaus. In diesem Umfeld sind Anleihen gesucht, der Goldpreis legt zu und auch die Ölpreise steigen weiter - Brent notiert wieder über 100 Dollar. Der DAX verliert 2,2 Prozent auf 14.144 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,2 Prozent auf 3.838 Punkte nach unten.

Für Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding zieht die freie Welt an einem Strang wie selten zuvor. Die Ukrainer verteidigten die freie Welt und nicht nur ihren eigenen, nicht zur NATO gehörenden Teil Europas. Je stärker sich die Ukrainer gegen die Invasion wehrten, desto mehr schwächten sie Putins Fähigkeit, in Zukunft weitere Kriege zu führen. Mit der energischen Reaktion habe sich Deutschland wieder mit seinen Verbündeten zusammengetan. Diese Entscheidung sei spät gekommen. Da sie aber offenbar einen neuen deutschen Konsens widerspiegele, scheine sie von Dauer zu sein.


   Inflation in Deutschland über 5 Prozent 

Daneben stehen wieder Wirtschaftsdaten zu Inflation und Wachstum im Blick. Rund um den Globus wurden neue und revidierte Einkaufsmanager-Indizes (PMI) vorgelegt. In China wurden der offizielle und der privat ermittelte Caixin-PMI veröffentlicht. Beide zeigten, dass die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs nach der Immobilienkrise gegangen ist. Die Einkaufsmanager-Indizes aus Europa bewegen nicht - die Daten für Deutschland, Frankreich und Europa zeigen in der Revision Abweichungen in den Nachkommastellen. In den USA steht die PMI-Revision und vor allem der wichtige ISM-Index der Industrie an.

Die Inflationsrate in Deutschland ist im Februar derweil wie erwartet auf 5,1 Prozent gestiegen, nachdem sie im Januar auf 4,9 Prozent gefallen war. "Maßgeblicher Treiber waren die Preise für Energie, die im Februar mit knapp 22,5 Prozent im Vorjahresvergleich noch einmal kräftiger stiegen als im Januar (20,5%)". Auch die Teuerung bei Nahrungsmitteln habe sich etwas verstärkt. Angesichts des Ukrainekrieges könnte die Inflationsrate in Deutschland im März sogar die Marke von 5,5 Prozent deutlich übersteigen, so die Analysten. Beobachter gehen davon aus, dass die Notenbanken die Geldpolitik nur sehr behutsam verschärfen werden, trotz der gestiegenen Stagflationsgefahren.

Für die Aktien der Versorger (-2,5%) geht es europaweit nach unten. Als einen Grund nennen die Jefferies-Analysten einen Reuters-Artikel, demzufolge die EU-Kommission eine Sondersteuer auf die Gewinne der Unternehmen erwäge, die aus dem Gaspreisanstieg resultierten.

Nach einem schwach aufgenommenen Ausblick für das laufende Jahr brechen Atos an der Pariser Börse um 18 Prozent ein. Während das Umsatzziel sich im Rahmen der Erwartungen bewege, liegen sowohl die Ziele für die operative Marge wie auch den Free Cashflow laut der Citigroup darunter. Die Analysten gehen davon aus, dass die Konsensschätzungen am Markt in der Folge fallen werden.

Die Jahreszahlen von Covestro werden als "zweifellos supergut" eingestuft, für die Aktie geht es dennoch um 0,5 Prozent nach unten. Umsatz und Marge seien im vergangenen Jahr gestiegen und die Jahresprognosen dreimal erhöht worden. Dies dürfte die Analystenschätzungen angesichts auch der gestiegenen Inputkosten etwas zu blauäugig gemacht haben und die Erwartungen nach oben ins Unrealistische getrieben haben. Ein Diskussionspunkt unter Analysten sei ohnehin, ob die Margenstärke nachhaltig aufrechtzuerhalten sei.

Bayer steigen nach Zahlenvorlage um 3,8 Prozent. Die Citigroup sieht bei Bayer nach den Zahlen für das vierte Quartal und dem Ausblick auf 2022 einen guten Trend beim Gewinn je Aktie, ein sehr attraktives Risiko-Chance-Profil und eine attraktive Bewertung. Die Verlängerung des Xarelto-Patents, die solide Einführung von Nubeqa/Kerendia und der bessere Ausblick für die Projekte haben den Pharma-Bereich in eine bessere Lage als vor einem Jahr gebracht.

Zalando brechen um 8,5 Prozent ein. Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass es Zalando in der Pandemie gelungen ist, den Umsatz deutlich zu steigern. Der Nettogewinn ist nach Aussage aus dem Handel dagegen 4 Prozent unter den Analystenschätzungen ausgefallen und auch die Dividende liege 3 Prozent unter dem Konsens. Der Ausblick auf 2022 verfehle in der Mitte der Spanne sowohl beim Umsatz wie auch beim EBIT den Konsens knapp. Bei Hellofresh (-7,2%) seien die Konsenserwartungen erreicht worden, missfallen dürfte die gesunkene Marge, was aber auch avisiert worden war.


   Flutter brechen in London ein 

Linde steigen nach Zahlen um 0,4 Prozent - die Verdoppelung des Aktienrückkaufs von 5 auf 10 Milliarden Dollar und die Dividendenerhöhung werden positiv gesehen. Kräftig unter Druck stehen die Aktien von Flutter Entertainment in London, diese geben um 12,5 Prozent nach. Hier belastet der Rutsch in die Verlustzone beim Vorsteuergewinn für 2021 durch Strafzahlungen. Ansonsten stehen Analysten den Zahlen eher positiv gegenüber.

Beiersdorf steigen nach Zahlen um 3,5 Prozent. Das organische Umsatzwachstum von Beiersdorf deckte sich im vierten Quartal weitgehend mit den Erwartungen der UBS und des Marktes. So sei die bereinigte EBITDA-Marge leicht hinter dem Konsens geblieben, vor allem aufgrund der schwächeren Marge im Bereich Consumer. Die Marge bei Tesa sei dagegen mit 16,9 Prozent höher ausgefallen als die Konsenserwartungen von 16 Prozent. Rheinmetall setzen die Rally vom Vortag fort und gewinnen 17 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.838,35      -2,2%        -85,88         -10,7% 
Stoxx-50                3.617,63      -0,7%        -24,81          -5,3% 
DAX                    14.143,80      -2,2%       -317,22         -11,0% 
MDAX                   31.430,32      -1,4%       -443,03         -10,5% 
TecDAX                  3.204,68      -1,0%        -31,71         -18,3% 
SDAX                   14.216,54      -1,8%       -257,99         -13,4% 
FTSE                    7.406,91      -0,7%        -51,34          +1,0% 
CAC                     6.508,39      -2,3%       -150,44          -9,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,00                    -0,13          +0,18 
US-Zehnjahresrendite        1,76                    -0,06          +0,25 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:01 Uhr  Mo, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1150      -0,6%        1,1209         1,1244   -1,9% 
EUR/JPY                   128,10      -0,7%        128,93         129,64   -2,1% 
EUR/CHF                   1,0245      -0,4%        1,0291         1,0326   -1,3% 
EUR/GBP                   0,8323      -0,4%        0,8348         0,8382   -1,0% 
USD/JPY                   114,94      -0,1%        115,04         115,26   -0,2% 
GBP/USD                   1,3389      -0,2%        1,3425         1,3417   -1,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,3139      +0,0%        6,3139         6,3120   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                43.859,02      +1,7%     43.448,13      41.149,96   -5,1% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 101,99      95,72         +6,6%           6,27  +37,0% 
Brent/ICE                 104,20      97,97         +6,4%           6,23  +35,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.922,64   1.909,02         +0,7%         +13,62   +5,1% 
Silber (Spot)              24,93      24,41         +2,1%          +0,52   +6,9% 
Platin (Spot)           1.053,70   1.047,95         +0,5%          +5,75   +8,6% 
Kupfer-Future               4,57       4,44         +2,7%          +0,12   +2,3% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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March 01, 2022 10:03 ET (15:03 GMT)