Frankfurt (Reuters) - Europas Anleger ziehen inmitten einer Reihe an Firmenbilanzen die Köpfe ein.

Dax und EuroStoxx50 sanken am Mittwochvormittag jeweils um rund 0,3 Prozent auf 15.108 und 4136 Punkte. "Das Motto der Stunde lautet aktuell Abwarten", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die so heiß ersehnten Anschlusskäufe nach dem Dax-Sprung über die Marke von 15.000 Punkten blieben aus.

Der Euphorie nach Hinweisen von Fed-Chef Jerome Powell auf einen vorsichtigeren geldpolitischen Kurs folgten Börsianern zufolge nun Zweifel. Eine Reihe von Fed-Vertretern hatte zuletzt die Tür für weitere Zinserhöhungen offengelassen. Das half dem Dollar: Der Dollar-Index, der die US-Währung zu anderen wichtigen Devisen misst, zog um 0,2 Prozent auf 105,73 Punkte an. Anleger warteten auf weitere Hinweise von Powell, der am Nachmittag (MEZ) auf einer Konferenz ein Grußwort halten soll.

DOLLAR LEGT ZU - ROHSTOFFPREISE AUF DEM RÜCKZUG

Ein stärkerer Dollar belastet in der Regel die in der US-Devise notierten Metallpreise. Entsprechend verbilligten sich Silber und Platin um bis zu 0,4 Prozent je Feinunze. Palladium rutschte um 2,7 Prozent ab. Die Tonne Kupfer stand mit 8171 Dollar bis zu 0,2 Prozent im Minus.

Die gesunkenen Ölpreise konnten den Aktienmärkten keinen Schub geben. Nach dem Preisrutsch von mehr als vier Prozent notierten Nordsee-Öl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI mit 81,78 und 77,39 Dollar je Fass nahe ihrer Drei-Monats-Tiefs. Spekulationen auf eine nachlassende Nachfrage der Top-Verbraucher USA und China drücken aktuell die Preise.

COMMERZBANK ÜBERRASCHT POSITIV

Ansonsten hielt die Bilanzsaison die Investoren auf Trab. Ein überraschend starker Gewinnsprung verhalf den Aktien von Commerzbank zu einem Kursplus von bis zu 6,7 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch von 11,10 Euro. Zudem plant die Bank weitere Aktienrückkäufe. Trotz gekippter Prognosen für das Gesamtjahr legten die Aktien der DHL Group um 3,7 Prozent zu. Mit der Senkung sei gerechnet worden, die neuen Ziele lägen im Rahmen der Erwartungen, sagte ein Händler.

IMMOBILIENWERTE FALLEN NACH GEWINNWARUNG VON PFANDBRIEFMARKT

Bei den Nebenwerten starteten Auto1 mit einem Plus von bis zu 13,7 Prozent durch. Der Online-Autohändler ist früher als erwartet in die Gewinnzone zurückgekehrt und hat seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr angehoben. RTL büßten indes mehr als vier Prozent ein. Wegen der schwachen TV-Werbemärkte vor allem in Deutschland schraubte der europäische Fernsehkonzern zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Ziele für 2023 herunter.

Bei der Deutschen Pfandbriefbank ging es um bis zu 14,2 Prozent abwärts, nachdem der Kreditgeber seine Ziele angesichts der Krise auf dem Immobilenmarkt drastisch eingedampft hatte. Immobilienwerte wie Vonovia und Aroundtown gaben ebenfalls bis zu 3,7 Prozent nach.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)