Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zu Energiethemen, -versorgung und -sicherheit in Deutschland:


Branche sieht Bio-LNG also Chance für Schwerlastverkehr und CO2-Reduktion 

Elektrofahrzeuge sind für Gütertransporte über lange Strecken nicht geeignet und hier könnte Gas-Fahrzeuge verwendet werden, die eine hohe Reichweite haben, wie Branchenvertreter erklärten. Bereits heute könnten solche Gas-Fahrzeuge mit Bio-Flüssiggas nahezu klimaneutral fahren. Die Bio-LNG Produktion kann für viele Biogasanlagenbetreiber daher ein Nachfolgekonzept darstellen, wie Max Ruhe, Geschäftsführer von Ruhe Gas erklärte. Bio-LNG habe das Potenzial fossile Kraftstoffe zu ersetzen und Treibhausgasemissionen einzusparen. "Die Technologie ist ausgereift sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verwertung des Produktes", so Ruhe. Es bedürfe politischer Stabilität und ein Governance-System um den Hochlauf zu beschleunigen. Bio-LNG liefere einen Beitrag zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft aus der Landwirtschaft. Der Verkehrssektor ist für etwa 30 Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich.


BDEW: Vor Kohleausstieg muss der Einstieg komme 

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat angesichts der Einigung der G7-Staaten auf einen Kohleausstieg bis Mitte 2035 gefordert, dass der Ausbau der Ökostromanlagen beschleunigt werden muss. "Wir brauchen noch bessere Bedingungen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Energienetze, für Stromspeicher, Sektorkopplung und für die Kraft-Wärme-Kopplung. Wir brauchen endlich Antworten auf die Frage, wie der Bau wasserstofffähiger Kraftwerke unterstützt wird - Stichwort Kraftwerksstrategie", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Es sei endlich der beherzte Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft nötig. "Immer neue Daten und Ziele zum Kohleausstieg sind das eine - die Voraussetzungen dafür zu schaffen, das ist der eigentlich entscheidende Punkt. Wollen die G7-Staaten ihre Ziele erreichen, müssen sie ihre Schlagzahl und ihre Konsequenz deutlich erhöhen."


BEE: Wasserstoffwirtschaft von Anfang an erneuerbar aufbauen 

"Systemdienlichkeit" müsse der Leitgedanke des Wasserstoffhochlaufs sein, fordert der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) in einem Positionspapier. "Ein systemdienlicher Wasserstoffhochlauf ist nur mit grünem Wasserstoff möglich", betonte BEE-Präsidentin Simone Peter. "Blauer oder grauer Wasserstoff aus fossilem Erdgas schaden dem Klima und machen uns länger von fossilen Importen abhängig." Zudem müsse mit der Produktion von grünem Wasserstoff eine Entlastung des Netzes einhergehen, und sie dürfe nicht zu einer größeren Stromnachfrage in Zeiten mit hohen fossilen Anteilen führen. "Dafür sind entsprechende Kriterien festzulegen", so Peter. Der Verband betonte, grüner Wasserstoff solle im zukünftigen Energiesystem eine zentrale Rolle für Systemstabilität und Versorgungssicherheit übernehmen. "Besonders die energieintensiven Industriebranchen werden zur Dekarbonisierung auf die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff angewiesen sein, außerdem nimmt er eine wichtige Sektorenkopplungsfunktion ein", betonte Peter. Die Produktion und Nutzung von Wasserstoff müsse den weiteren Umbau des Energiesystems auf 100 Prozent erneuerbare Energien unterstützen und dabei so effizient wie möglich ausfallen.


Gewerkschafts-Chef bezweifelt Kohleausstieg 2030 in NRW 

Der Chef der IG BCE, Michael Vassiliadis, hält in Nordrhein-Westfalen den Kohleausstieg 2030 für unrealistisch. "Der Kohleausstieg 2030 in NRW wackelt. Es gibt zu wenig Ökostrom, auch die neue Kraftwerksstrategie droht zu spät zu kommen. Vermutlich werden wir am Ende doch beim gesetzlich geregelten Ausstiegsdatum 2038 landen, das wir einst in der Kohlekommission empfohlen hatten", sagte Vassiliadis der Rheinischen Post. Er forderte vom Staat eine Senkung der Abgaben: "Inzwischen zeichnet sich ab, dass der Strompreis auch 2030 noch zu hoch sein wird, weil wir mit dem Ausbau von Netzen und erneuerbaren Energien nicht schnell genug vorankommen. Der Staat sollte stattdessen die Netzentgelte senken oder die CO2-Bepreisung aussetzen. Entscheidend ist: Strom muss billiger werden", so Vassiliadis.


Studie: Energiewende kosten in Deutschland bis 2035 mehr als 1,2 Billionen Euro 

Die Energiewende wird in Deutschland bis zum Jahr 2035 mehr als 1,2 Billionen Euro kosten. Das ist das zentrale Ergebnis des "Fortschrittsmonitors Energiewende 2024", den das Beratungsunternehmen EY gemeinsam mit dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW erstellt hat. Die 76 Seiten starke Analyse, die der FAZ exklusiv vorliegt, zeigt zudem, dass der Umbau des Energiesystems zwar vorankommt. Doch noch stünden nicht genügend Investoren parat, um die Energiewende zu finanzieren. Allein bis 2030 seien 721 Milliarden Euro nötig, rechnerisch rund 90 Milliarden im Jahr. Fast die Hälfte, 353 Milliarden, entfallen auf den Ausbau der erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarkraft, 39 Prozent oder 281 Milliarden müssen in die Übertragungs- und Verteilnetze für Strom und Erdgas fließen.


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April 30, 2024 10:31 ET (14:31 GMT)