Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich durch die besonders vorsichtigen Prognosen des Managements erklären. Es erwartet für 2024 das Eintreten dessen, was Analysten seit Monaten vorhersagen: eine Schrumpfung der Nettozinsmarge nach achtzehn Monaten, in denen das Geld allzu leicht verdient war.

Wie auch andere führende amerikanische und europäische Banken hat JPMorgan schnell auf die steigenden Zinssätze reagiert und die Kreditkosten angehoben. Bei der Erhöhung der Verzinsung ihrer Kundeneinlagen zeigte sich die Bank jedoch deutlich zurückhaltender.

Daraus resultierte eine besonders lukrative Nettozinsmarge in den letzten sechs Quartalen. Ende 2023 hatte sie sich beispielsweise im Vergleich zum Ende des Jahres 2020 verdoppelt.

Doch die Kunden lassen sich nicht länger täuschen und fordern nun angemessene Renditen. Das Ende der sorgenfreien Zeit ist somit eingeläutet – so lautet im Wesentlichen die Botschaft der JPMorgan-Führung nach dem ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024.

Die Banken könnten den Anstieg der Einlagenkosten durch das Wachstum ihres Kreditgeschäfts ausgleichen. Das Problem: Im Gegensatz zu den Einlagen dämpfen hohe Zinssätze hier die Nachfrage.

Dies wird derzeit besonders deutlich in Deutschland und Frankreich, wo diese Entwicklung den Immobilienmarkt für Privatpersonen praktisch eingefroren hat. In Nordamerika sind es bisher vor allem die Gewerbeimmobilien, welche die Auswirkungen spüren.

Erstmals seit langer Zeit verzeichnet JPMorgan eine Wendung im Volumen der gewährten Kredite, das nach einer langen Phase ununterbrochenen Wachstums nun spürbar zurückgeht. Gleichzeitig sind die Kosten für Einlagen im Vergleich zum Vorjahr um 100 Basispunkte gestiegen, von 1,85% auf 2,85%.