Berlin (Reuters) - Eine Ende der Baukrise in Deutschland ist noch nicht in Sicht: Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen setzte sich im Februar fort.

Ihre Zahl sank um 18,3 Prozent oder 4100 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 18.200, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im Vergleich zum Februar 2022 gab es sogar einen Einbruch von 35,1 Prozent. Teure Materialien und gestiegene Finanzierungskosten schrecken viele potenzielle Häuslebauer und Investoren ab.

Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen in den beiden ersten Monaten des Jahres mit 35,1 Prozent im Vergleich zum Januar/Februar 2023 auf 6100 am stärksten aus. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 15,4 Prozent auf 2200 gemeldet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern - der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart - verringerte sich die Zahl der Genehmigungen deutlich: Hier ging es um 21,5 Prozent auf 18.600 nach unten.

Eine deutliche Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Im deutschen Wohnungsbau ist aktuell fast jedes fünfte Unternehmen von stornierten Aufträgen betroffen. Im März klagten 19,6 Prozent darüber, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Firmenumfrage herausfand. "Die Lage im Wohnungsbau bleibt angespannt", sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. "Zu den Stornierungen kommen zu wenig neue Aufträge hinzu." Im März meldeten 56,2 Prozent der Betriebe einen Auftragsmangel.

Die gestiegenen Zinsen und höhere Baukosten haben für eine Flaute am Bau und hier vor allem beim Wohnungsbau gesorgt. Denn viele Privatleute können sich Bauen nicht mehr leisten, und für Investoren rentiert es sich derzeit kaum. Die Branche fordert deshalb Maßnahmen der Politik, um die Baukonjunktur anzukurbeln. Die Bundesregierung hat sich ursprünglich das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gesetzt, um dem wachsenden Bedarf vor allem in den Großstädten zu begegnen. Sie dürfte es Experten zufolge aber auch 2024 deutlich verfehlen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)